VW:Das ist der Herr über die liebsten Autos der Deutschen

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Herbert Diess bei einer Rede in Wolfsburg. Ein Manager müsse auch mal einstecken können, sagt er im SZ-Interview. (Foto: REUTERS)

Der Sparkurs von VW-Manager Herbert Diess ist so hart, dass ihn die Arbeitnehmer beinahe wegmobbten. Sein Kommentar: "Man muss als Manager auch einmal etwas einstecken können."

Von Caspar Busse, Thomas Fromm und Max Hägler

Die Angriffe waren extrem: Dieser Manager würde Vereinbarungen "mit dem Hintern" einreißen, schimpften die Betriebsräte bei Volkswagen über Herbert Diess. Der Mann wurde geholt, um die große, aber kaum rentable Automarke VW wieder deutlich in die schwarzen Zahlen zu bringen: Es verkaufen sich zwar viele Golfs und Passats, aber Gewinn bleibt kaum hängen. Das sehen alle, Gewerkschafter wie Manager. Doch selten eskaliert ein Konflikt zwischen diesen Lagern derart wie zu Jahresbeginn in Wolfsburg. Hin und her gingen die Angriffe, geführt auch öffentlich. Es sah so aus, als ob Diess bald rausgeschmissen wird, oder von selbst geht.

Aber der gebürtige Münchner ist von einem zähen Charakter, mag Konflikte. Und hat die Anfeindungen ausgestanden, die Betriebsratschef Bernd Osterloh orchestrierte, der über die Alleingänge des Managers beim eigentlich gemeinsam ausgehandelten Sparplans gar nicht erfreut war. "Ich verstehe, dass die Emotionen manchmal hochkommen und versuche, das zu trennen und niemanden zu verletzen", sagt Diess nun im SZ-Interview - er gibt sich also nachsichtig nach dem "holprigen" Start. Obwohl er anderes gewohnt war: Der 58-Jährige war zuletzt Vorstand bei BMW, dort geht alles ruhig zu, sehr formalisiert, mit Contenance, zumindest nach außen hin. VW, das ist besonders. Ihm sei das bewusst gewesen, sagt Diess, "dass bei VW eine andere Unternehmenskultur herrscht und auch andere Machtverhältnisse vorliegen". Und: "Man muss als Manager auch einmal etwas einstecken können."

Es könnte gut sein, dass diese Nehmerqualitäten bald wieder gefordert sind: Der Volkswagen-Konzern will auch angesichts der verbesserten Zahlen im ersten Quartal bei seiner Kernmarke VW die Produktivität weiter deutlich erhöhen. Das bedeutet wohl: weitere Reibereien mit den Mitarbeitern, die in Wolfsburg viel Macht haben. "Es führt ja kein Weg daran vorbei, dass die Werke in den nächsten Jahren viel produktiver werden müssen, weil wir derzeit zu wenig Geld verdienen mit unseren Autos", sagt Diess. Erschwerend beim Geldverdienen natürlich: Der Dieselskandal, dessen Aufarbeitung so viele Milliarden Euro kostet.

Kritik an den Tests

Diess kam im Jahr 2015 zu Wolfsburg, kurz vor dem Auffliegen der Schummeleien, die die erste Hürde waren für den studierten Maschinenbauer. Und deren Entstehung er selbstkritisch kommentiert: "Wir haben in unserer Industrie mit den niedrigen Fahrleistungen, die am Prüfstand vorgeschrieben sind, nicht wirklich die Realität auf der Straße abgebildet", sagt er. Aber andererseits sei es auch schwierig, Realität und Grenzwerte in Übereinstimmung zu bringen: "Wenn wir Autos haben wollten, die zu jeder Zeit - egal mit welcher Ladung und Geschwindigkeit - die für den Zyklus vorgegebenen Grenzwerte einhalten, kämen wir zu vollständig anderen Autos."

Diese würden wohl nicht mehr als 80 Kilometer pro Stunde fahren, und bräuchten großvolumige Motoren. Und das wäre nicht in seinem Interesse: Diess fährt gern hochmotorisierte Autos. Welches am liebsten und wieso er die USA als Vorbild sieht bei Abgasprüfungen: Im SZ-Interview.

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