Volkswagen:VW darf keinen Befreiungsschlag feiern

Doch nicht so viele Autos manipuliert: Über die jüngste Entwarnung sollte sich Volkswagen allenfalls ein bisschen freuen.

Kommentar von Thomas Fromm

Man hat sich bei VW inzwischen daran gewöhnt, dass die Dinge am Ende schlimmer kommen, als sie am Anfang ausgesehen haben. Es fing an mit 480 000 manipulierten Dieselautos in den USA, auf einmal waren es elf Millionen weltweit. Dass aber VW die Lage dramatischer gezeichnet hätte, als sie ist, das hat es noch nicht gegeben - bis jetzt. Neulich hatte der Konzern erklärt, mit falschen CO₂-Angaben bei bis zu 800 000 Autos zu rechnen; nun sind es nur noch einige Tausend. VW hat sich also weitaus schlechter gerechnet als nötig.

Für Häme besteht kein Anlass. Der Konzern hatte im November ernsthafte Hinweise darauf, dass bei einer großen Anzahl von Benzinern etwas nicht stimmt. Es war also richtig, auf dieses Risiko hinzuweisen - auf die Gefahr hin, sich später wieder korrigieren zu müssen. Dieses Hin und Her und Auf und Ab zeigt vor allem eines: Es ist in dem Konzern offenbar leichter, eine betrügerische Software zu verstecken, als dies später wieder aufzuklären.

Ein "Befreiungsschlag", wie einige meinen, ist die Nachricht nicht. Denn erstens müssen die fraglichen Benziner nun noch einmal auf grobe Abweichungen hin überprüft werden. Diese Messungen müssen mit denen aus Wolfsburg übereinstimmen - oder VW hat ein großes Problem. Und dann sind da noch die Millionen Dieselautos, die viel mehr Stickstoff ausstoßen, als der Konzern angegeben hatte. Hier dürfte es keine Entwarnung geben.

© SZ vom 10.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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