Volkswagen:VW-Chefs riskieren Bruch mit 600 000 Mitarbeitern

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Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch (li.) war bis vor einigen Monaten selbst VW-Vorstand. Jetzt muss er seine ehemaligen Kollegen um Vorstandschef Matthias Müller vom Verzicht auf Boni überzeugen. (Archivbild) (Foto: picture alliance / dpa)

Der Streit um Boni spitzt sich zu. VW-Aufsichtsratschef Pötsch will die Vorstände überzeugen, auf Extra-Millionen zu verzichten. Das kann nur unter einer Bedingung gutgehen.

Kommentar von Thomas Fromm

An diesem Montag muss VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch die Vorstände des Konzerns davon überzeugen, auf einen großen Teil ihrer Millionenboni für das vergangene Jahr zu verzichten. VW ist wegen der Dieselaffäre in einer schweren Krise, die vertraglich vorgesehenen Sonderzahlungen für Manager sind ein fatales Signal nach außen und innen. Daher wäre ein freiwilliger Verzicht das Beste - eigentlich ließe sich mit einfachen Argumenten hierfür werben.

Aber nicht für den Mann, der noch bis zur Dieselaffäre Finanzchef bei VW war und im Herbst in den Aufsichtsrat gewechselt ist. Weil Pötschs Vorstandsvertrag, der bis 2017 gelaufen wäre, wesentlich besser dotiert war als seine jetzige Aufgabe im Aufsichtsrat, hat ihm das Unternehmen schon im vergangenen Oktober gewissermaßen eine millionenschwere Wechselprämie zugestanden. Wenn man so will, hat der Aufsichtsratschef Pötsch die Boni des langjährigen Finanzchefs Pötsch schon bekommen.

Nun soll Pötsch seinen ehemaligen Kollegen aus dem Vorstand erklären, warum ein Verzicht auf die Millionenüberweisungen ansteht. Das kann nicht gutgehen - außer unter einer Voraussetzung: Pötsch selbst verzichtet im Nachhinein auf die Zahlungen, und zwar gleich zu Beginn der Präsidiumssitzung am Vormittag.

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Aus Weltrekorden wurde ein Skandal

Aufsichtsräte haben eine klare Aufgabe. Sie sollen den Vorstand beraten, kontrollieren, seine Entscheidungen prüfen, mögliche Verstöße aufzeigen. Sie haben bei all dem auch Vorbildfunktion. Will Pötsch, dass seine Manager freiwillig auf Geld verzichten, muss er den Anfang machen. Wer zum Verzicht auffordert, kann schlecht selbst die Hände aufhalten, selbst wenn ihm das formal zustehen mag.

Für Pötsch und seine Manager geht es bei den Boni um mehr als einige Millionen Euro. Als bekannt wurde, dass jahrelang bei Abgasmessungen in Dieselmotoren mit einer Software manipuliert wurde, ging es um das Vertrauen der Kunden. Nun geht es zusätzlich um das Vertrauen von 600 000 Mitarbeitern. Sie stehen wegen der Affäre vor Sparrunden, ein Teil von ihnen könnte in den nächsten Monaten und Jahren den Job verlieren. Noch bis vor Kurzem war VW einer der erfolgreichsten Autobauer der Welt, auf dem Weg, die Nummer eins vor allen anderen zu werden.

Innerhalb kurzer Zeit wurde aus Weltrekorden ein weltweiter Skandal. Die Mitarbeiter wollen nicht nur wissen, wer für diesen tiefen Fall verantwortlich ist - sie wollen auch ein Signal der Demut. Wer seine Millionenboni mitnimmt, riskiert also einen gefährlichen Bruch mit den Menschen, die in diesem Konzern arbeiten.

Ein halbes Jahr ist vergangen, seit der Wechsel Pötschs beschlossen wurde. Damit er seine Millionenprämie annehmen konnte, musste sie der Aufsichtsrat - also auch die Arbeitnehmerseite - vorher billigen. Ein folgenschwerer Fehler, der nun korrigiert werden muss. Im Herbst 2015 hatte VW einen großen Dieselskandal, ein halbes Jahr später steckt das Unternehmen in einer Existenzkrise.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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