Volkswagen:Mitarbeiter werden Millionäre

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Der Höhenrausch der VW-Aktie freut die Belegschaft des Wolfsburger Unternehmens. Mitarbeiter, die über ein Konzernprogramm Aktien kauften, können diese nun ertragreich verkaufen.

M. Kuntz und A. Mühlauer

Die massive Kurssteigerung der Volkswagen-Aktie hat das Vermögen von Mitarbeitern des Autokonzerns vervielfacht. So konnte ein einfacher VW-Arbeiter, der sich seit 1999 jedes Jahr mit 50 Stammaktien am Unternehmen beteiligte und alle Aktien zum bisherigen Höchstschlusskurs von 945 Euro verkauft hat, einen Gewinn von 358.000 Euro einstreichen.

Mitarbeiter, die ihre VW-Aktien rechtzeitig verkauft haben, konnten ein gutes Geschäft machen. (Foto: Foto: dpa)

Der Grund: In den Jahren 1999 bis 2006 legte der Volkswagen-Konzern ein Aktienoptionsprogramm auf, an dem sämtliche tariflich bezahlte Mitarbeiter teilhaben konnten. Jedes Jahr gab es die Chance, Belegschaftsaktionär zu werden - und zwar mit höchstens 50 VW-Stammaktien. Ein Mitarbeiter, der diese Möglichkeit achtmal wahrnahm, kaufte demnach insgesamt 400 VW-Wertpapiere. Dafür bezahlte er im Durchschnitt 50 Euro pro Stück, also 20.000 Euro. Hätte er zum Schlusskurs der Volkswagen-Aktie vom Dienstag bei 945 Euro verkauft, betrüge das Gesamtvermögen 378.000 Euro, und der Gewinn läge bei 358.000 Euro.

Noch mehr Geld konnte die obere Führungsriege verdienen. Auf Management-Ebene durfte man 500 Aktien pro Jahr über Optionen beziehen, Topmanager hatten sogar das Recht, bis zu 5000 Aktien jährlich zu kaufen. Leitende Angestellte und Vorstände, die sich demnach seit 1999 jedes Jahr das Maximum an Aktien besorgten, diese bis zur Kursrally hielten und im richtigen Moment verkauften, sind heute Multimillionäre.

Viele haben zu früh verkauft

Volkswagen geht allerdings davon aus, dass die Mehrheit aller Belegschaftsaktionäre ihre Papiere bereits im Juli 2008 verkauft haben. Der Grund dafür sei, dass die jeweils ausgegebenen Aktienoptionen zwei Jahre gehalten werden mussten. Die letzte Ausgabe im Jahr 2006 konnte frühestens am 8. Juli 2008 gegen Bargeld eingelöst werden. Damals notierte das VW-Papier bei rund 200 Euro. Nachdem der Wert jahrelang bei etwa 35 Euro gedümpelt war, dürften die meisten Belegschaftsaktionäre ihre Aktien gleich im Juli verkauft haben. Ein VW-Sprecher sagte, der Konzern gehe davon aus, dass etwa 95 Prozent der Mitarbeiter so entschieden hätten.

In jedem Fall sind die Gewinne ein schöner Bonus für die Mitarbeiter. Der Höhenrausch des Papiers konnte so manchen Angestellten auf einen Schlag reich machen. Nur binnen zwei Tagen hatte sich Anfang dieser Woche der Börsenwert des Unternehmens zeitweise vervierfacht. Die Aktie kostete vorübergehend mehr als 1000 Euro. Damit war der Konzern mehr wert als jedes andere an den Weltbörsen gehandelte Unternehmen.

Belegschaftsaktionäre, die damit Kasse machten, können sich freuen. Sie sind in einem eigenen Verein zusammengeschlossen, der bei den VW-Hauptversammlungen als Fragesteller auftritt. Die Vorstandsriege von Volkswagen darf sich wohl darauf gefasst machen, dass die Fragen, dank der Kursgewinne, nicht allzu hart ausfallen werden.

© SZ vom 30.10.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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