Volkswagen:Machtprobe auf offener Bühne bei VW

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VW-Mitarbeiter bei einer Betriebsversammlung im Wolfsburger Werk (Archivbild) (Foto: picture alliance / dpa)
  • Bei einer Versammlung der VW-Mitarbeiter kam es am Donnerstag offenbar zu einer Machtprobe zwischen VW-Markenchef Herbert Diess und Betriebsratschef Bernd Osterloh.
  • Diess brachte eine 40-Stunden-Woche für Teile der Belegschaft ins Spiel - ein Abweichen vom VW-Haustarifvertrag, der für Osterloh nicht zur Debatte steht.
  • Auch über wichtige Punkte des sogenannten "Zukunftspakts" von VW, der bis Mitte November stehen soll, ist man sich in der Konzernführung nicht einig.

Von Angelika Slavik

In den Verhandlungen um den sogenannten "Zukunftspakt" bei Volkswagen sind die Fronten offenbar verhärtet. Als die Mitarbeiter am Donnerstag über den aktuellen Stand der Gespräche informiert werden sollten, kam es auf offener Bühne zur Machtprobe zwischen VW-Markenchef Herbert Diess und Betriebsratschef Bernd Osterloh. Der Manager und der Arbeitnehmervertreter sind sich uneinig, wie der Zukunftspakt gestaltet werden soll.

Mit den Maßnahmen will VW Milliarden einsparen und gleichzeitig den Konzern umstrukturieren, um die Folgen der Abgasaffäre zu bewältigen und das Unternehmen für eine mögliche Ära des Elektro-Antriebs zu rüsten. Die Unternehmensführung von Volkswagen ringt mit dem Betriebsrat um eine Einigung.

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Die 35-Stunden-Woche ist bei VW im Haustarifvertrag geregelt

Die Versammlung am Donnerstag war nicht öffentlich. Dennoch drang nach draußen, dass Diess in seiner Rede vor den Beschäftigten unter anderem von einer möglichen 40-Stunden-Woche für Teile der Belegschaft, konkret für die Mitarbeiter im Bereich der Technischen Entwicklung, gesprochen hat. Unklar blieb zunächst, ob Diess das als Forderung verstand oder als Option - und ob er die Mehrarbeit mit einem Lohnausgleich verknüpfte oder nicht. Bislang gilt für nahezu alle VW-Mitarbeiter eine 35-Stunden-Woche. Das ist im Haustarifvertrag geregelt.

Der Chef des Konzernbetriebsrats, Bernd Osterloh, soll daraufhin deutlich gemacht haben, dass der Haustarifvertrag nicht zur Debatte stünde. Der Betriebsrat werde die Privilegien der Belegschaft nicht kampflos aufgeben. Verschlechterungen bei Einkommen und Arbeitszeit werde er niemals mittragen, soll Osterloh vor mehreren Tausend Mitarbeitern wiederholt haben. Die Stimmung in der Belegschaft soll hitzig gewesen sein: Während Osterloh naturgemäß viel Zustimmung von den Mitarbeitern bekam, sollen Diess' Ausführungen immer wieder für Unmut gesorgt haben.

Binnen drei Wochen soll der "Zukunftspakt" stehen

In den Verhandlungen soll Markenchef Herbert Diess Einsparungen von mehreren Milliarden Euro anstreben, heißt es. Derzeit läuft bereits ein Sparprogramm, das von 2017 an ohnehin Kostensenkungen von fünf Milliarden Euro pro Jahr vorsieht. Der Betriebsrat will weiteren Sparmaßnahmen allerdings nur unter Auflagen zuzustimmen: Neben der Unantastbarkeit des Haustarifvertrags will Osterloh eine Garantie, dass auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet wird. Der Jobabbau müsse über Frührente oder Altersteilzeit erfolgen. Zudem müssten bestimmte Beschäftigungszahlen für die jeweiligen Standorte garantiert werden.

Außerdem fordert der Betriebsrat vom Management Investitionszusagen. Das machte er auch in einem Schreiben deutlich, das bei der Versammlung an die Belegschaft verteilt wurde. Der Zukunftspakt könne kein reines Sparprogramm sein. Es gehe auch darum, das Unternehmen für ein Zeitalter neuer Technologien zu rüsten, heißt es in dem Brief. Nötig seien Zusagen für "Kompetenzen und Produkte an unseren Standorten".

Diess und Osterloh stehen unter Zeitdruck: Mitte November will der Aufsichtsrat von VW die Budgets der jeweiligen Marken für die nächsten fünf Jahre verabschieden. Das klappt nur, wenn der "Zukunftspakt" der Kernmarke VW bis dahin steht. Es wird wohl noch ein hartes Ringen werden.

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