Vielfalt in der Arbeitswelt:Zu weiß, zu männlich

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Kim Rivera leitet die Rechtsabteilung von HP und ist selbst Latina. (Foto: OH)

Technik-Unternehmen wie Facebook zwingen ihre Anwälte zu mehr Vielfalt. Sie selbst fördern aber Minderheiten auch nicht gerade erfolgreich.

Von Katharina Kutsche, München

Die amerikanische Technikbranche ist nicht gerade als Hort der Vielfalt bekannt: zu wenig Frauen, zu wenig Afroamerikaner, zu wenig Mitarbeiter anderer Ethnien. Um das zu ändern, hat sich der Netzwerkbetreiber Facebook bereits im vergangenen Jahr auferlegt, mehr Angehörige von Minderheiten einzustellen. Nun zwingt das Unternehmen auch seine externen Kooperationspartner zu mehr Diversität.

Wie die New York Times berichtet, verlangt Facebook von seinen Anwälten, dass sie in Teams arbeiten, denen mindestens ein Drittel Frauen sowie Mitglieder ethnischer Minderheiten angehören, wenn sie das Unternehmen vertreten. Diese Richtlinie trat zum 1. April in Kraft. Sie sieht außerdem vor, dass die Anwaltskanzleien nachweisen, "klare und messbare Führungsmöglichkeiten für Frauen und Minderheiten aktiv zu identifizieren und zu schaffen". Dabei geht es dem Unternehmen offenbar um nach außen sichtbare Möglichkeiten, etwa als Kontaktperson zu agieren oder Facebook im Gerichtssaal zu vertreten.

Damit steht das soziale Netzwerk nicht allein da. Auch HP Inc., einer der größten Drucker- und Computerhersteller der Welt mit Sitz in Palo Alto, hat vor wenigen Wochen eine ähnliche Regelung getroffen. Die Leiterin der HP-Rechtsabteilung, Kim Rivera, ist selbst Angehörige einer Minderheit und kennt die Anwaltsbranche: Aufgewachsen in Puerto Rico und Paraguay, studierte sie Jura in Harvard und arbeitete für die weltweit tätige Kanzlei Jones Day. Im Gespräch mit der New York Times sagt Rivera, die fehlende Vielfalt in den juristischen Berufen sei ein Problem, trotz aller Bemühungen. "Wir denken, dass wir helfen können, wenn wir klar und unmissverständlich sind und Kanzleien finanziell zur Rechenschaft ziehen."

Das heißt recht kompliziert: Beauftragte Anwaltsfirmen müssen mindestens eine Frau und eine(n) Angehörige(n) einer ethnischen Minderheit als Ansprechpartner für HP stellen, die jeweils mindestens zehn Prozent der berechneten Arbeitsstunden für HP leisten. Erfüllt die Kanzlei diese Anforderungen nicht, behält HP zehn Prozent der Kosten ein. Es gibt allerdings eine einjährige Gnadenfrist. Technik-Unternehmen wie Facebook und HP versuchen seit einiger Zeit, die eigenen Quoten bei Ethnie, Geschlecht, sexueller Orientierung und Behinderung zu steigern. Das Ergebnis ist bisher aber nicht sehr überzeugend. Bei Facebook arbeiten weltweit nur zu einem Drittel Frauen, im Technik-Bereich sind es sogar nur 17 Prozent. Führungsposten in den amerikanischen Tech-Abteilungen der Firma sind zu mehr als 70 Prozent mit Männern und Weißen besetzt, Latinos und Afroamerikaner sind gerade einmal mit je drei Prozent vertreten.

Ihre Anwaltsfirmen sollen sich nun ebenfalls mehr anstrengen, nicht nur bei Junior-Partnern, sondern auch auf Ebene der Führungskräfte. Die Kanzleien seien zu Änderungen bereit, sagt ein Facebook-Justiziar: "Wir wollen sehen, dass sie unsere Fälle gewinnen und Gelegenheiten für Frauen und farbige Menschen schaffen."

© SZ vom 04.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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