Versicherungskonzern Ergo:Für die Provision falsch beraten

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Neue Vorwürfe gegen Ergo: Nach den Sex-Eskapaden gibt der Versicherungskonzern nun einen weiteren Fehltritt zu. Tausende Kunden seien mangelhaft beraten worden. In einem weiteren Fall habe Ergo von falsch berechneten Verträgen gewusst - aber jahrelang nichts dagegen unternommen.

Deutschlands zweitgrößter Versicherer Ergo hat weitere Unregelmäßigkeiten einräumen müssen. Die Tochter der Münchener Rück bestätigte einen entsprechenden Bericht der Financial Times Deutschland. Danach haben Ergo-Vertreter Kunden falsch beraten, um Provisionen einzustreichen.

Es gibt neue Vorwürfe gegen Ergo. (Foto: dapd)

Dem Bericht zufolge ging es um beitragsfrei gestellte Lebensversicherungen. Den Kunden sei 2009 geraten worden, die Verträge zu kündigen und die ausgezahlten Summen in spezielle Unfallversicherungen zu stecken. Das war für die Kunden nachteilig, sie gaben steuerliche Privilegien und Zinsgarantien auf. Doch dies hätten die Vertreter verschwiegen, die von dem Policen-Wechsel durch hohe Provisionen profitierten.

Die FTD stützt sich auf Berichte von Mitarbeitern. Ihren Aussagen zufolge sind bis zu 4000 Fälle der Lebensversicherungssparte Victoria betroffen. Das sei auf Anweisung von oben geschehen.

Ergo räumte die Praxis ein, wehrt sich aber gegen den Eindruck einer systematischen und vom Management angeordneten Aktion: "Nach ersten Hinweisen auf Umdeckungen von beitragsfrei gestellten Lebensversicherungen untersagte das für den Victoria-Vertrieb zuständige Vorstandsmitglied Olaf Bläser in einem Schreiben an die Vertriebsstellen Mitte August 2009 diese Praktiken umgehend", so Ergo. Der Fall werde weiter untersucht, ergänzte eine Ergo-Sprecherin.

Falsche Riester-Verträge vertuscht?

Die Vorwürfe reihen sich ein in eine Reihe von Skandalen. Großes Aufsehen erregte eine Sex-Party für Vertreter in Budapest. Vergangene Woche wurde zudem bekannt, dass 14.000 Kunden entschädigt werden, weil ihre Riester-Policen falsch berechnet wurden.

Das Handelsblatt berichtet, dass Ergo bereits seit 2005 von den massenhaft zu teuer berechneten Riester-Verträgen wusste. "Wir haben ermittelt, dass der Fehler im Oktober 2005 der Antragsabteilung bekannt wurde. Wir untersuchen derzeit, was daraus geworden ist", zitiert die Zeitung einen Ergo-Sprecher.

Somit könnte der Konzern versucht haben, die Fälle zu vertuschen. "Ergo bewegt sich hier im Bereich des vorsätzlichen fortgesetzten Betrugs", sagte Strafrechtsexperte Volker Hoffmann dem Handelsblatt.

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