Versicherungen:Talanx beerdigt klassische Lebensversicherung

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Angesichts anhaltend niedriger Zinsen ist das Geschäft mit Lebensversicherungen nicht mehr ertragsreich. Talanx steigt nun aus und setzt auf neue Produkte. (Foto: Holger Hollemann)

Hannover (dpa) - Der Versicherungskonzern Talanx steigt angesichts anhaltender Niedrigzinsen aus dem Geschäft mit klassischen Lebensversicherungen in Deutschland aus.

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Hannover (dpa) - Der Versicherungskonzern Talanx steigt angesichts anhaltender Niedrigzinsen aus dem Geschäft mit klassischen Lebensversicherungen in Deutschland aus.

Ab Ende 2016 will das Unternehmen für alle seine deutschen Marken nur noch neuartige Lebens- und Rentenversicherungen ohne Garantiezins anbieten. Die Hannoveraner sind damit einer der ersten größeren Anbieter, der sich vollständig aus dem Geschäft mit der klassischen Lebensversicherung zurückzieht. Allerdings nicht der erste, der neue Produkte ohne Garantiezins auf den Markt bringt. Verbraucherschützer reagierten verhalten.

Die neuartigen Verträge sollen Talanx Kapital sparen, den Kunden aber höhere Renditechancen bieten. Dazu werden die Überschüsse, die Versicherer jedes Jahr neu festsetzen, jährlich gutgeschrieben. Den Erhalt der Beiträge garantiert der Versicherer aber erst zum Ende der Laufzeit, wie das Unternehmen mitteilte. Der Garantiezins, der vom Bundesfinanzministerium auf Empfehlung von Versicherungsmathematikern und der Finanzaufsicht festgesetzt wird, entfällt.

„Statt einer Kapital-Lebensversicherung sollten Verbraucher eher Alternativen wählen, zum Beispiel eine betriebliche Altersvorsorge oder einen Riester-Vertrag“, sagte Max Schmutzer von der Stiftung Warentest. „Allein durch die staatliche Förderung oder die Steuerersparnis sind die Renditen oft höher als bei Lebensversicherungen. Außerdem bieten die Produkte die gleiche Sicherheit.“

Das Problem der Branche sind aktuell vor allem die Niedrigzinsen. Den Unternehmen fällt es immer schwerer die hohen Garantieversprechen der Vergangenheit zu erwirtschaften. Der Garantiezins ist in den vergangenen Jahren zwar beständig gesunken und liegt für Neuverträge inzwischen noch bei 1,25 Prozent. Bei Altverträgen sind es aber noch bis zu 4 Prozent.

Auch andere Versicherer wie der Generali-Konzern mit Marken wie AachenMünchener verabschieden sich daher von den herkömmlichen Modellen der Lebens- und Rentenversicherung. Marktführer Allianz hält an den klassischen Vertragsmodellen fest, hat aber schon länger Produkte mit anderen Garantiekonzepten im Angebot.

Unterdessen teilte die Finanzaufsicht Bafin mit, die deutsche Branche sei für die strengeren Kapitalanforderungen nach dem Regelwerk „Solvency II“ trotz der Niedrigzinsen gerüstet. Die Behörde hatte die Lebensversicherer so unter die Lupe genommen, als ob die verschärften Regeln schon in Kraft wären - damit 2016 keine böse Überraschung droht. Dabei wurden auch Übergangsmaßnahmen berücksichtigt.

Ohne diese Maßnahmen hätten allerdings bei fast der Hälfte der befragten Unternehmen die Eigenmittel zum Stichtag 31. Dezember 2014 unter den härteren Anforderungen gelegen. Insgesamt ergäbe sich für diese Unternehmen dann eine Lücke von etwa 12 Milliarden Euro. Bafin-Chef Felix Hufeld mahnte: „Die Unternehmen werden sich sehr anstrengen müssen, um ihre Kapitalbasis zu stärken.“ Denn die Maßnahmen der 16-jährigen Übergangsfrist liefen schrittweise aus.

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