Lüdenscheid:A45: Autobahn GmbH drängt auf Sonderregeln für Neubauplanung

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Ein Stau hat sich an einer Umleitung auf der Autobahn 45 an der Ausfahrt Lüdenscheid-Mitte gebildet. (Foto: Cornelius Popovici/dpa/Archivbild)

Wegen der dauerhaften Sperrung der maroden A45-Brücke bei Lüdenscheid für den Schwerlastverkehr will die Autobahn GmbH Planungszeiten für einen Neubau...

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Lüdenscheid (dpa/lnw) - Wegen der dauerhaften Sperrung der maroden A45-Brücke bei Lüdenscheid für den Schwerlastverkehr will die Autobahn GmbH Planungszeiten für einen Neubau verkürzen. „Da brauchen wir Sonderregelungen und ganz dringend Unterstützung“, sagte Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Autobahn-Niederlassung Westfalen, am Donnerstag. Nach normalen Regelwerken würde es bis zur Fertigstellung acht bis zehn Jahre dauern. „Das ist eindeutig zu viel für diese Region - sowohl für die Wirtschaft als auch für die Menschen, die hier leben.“

Als einen Grund nannte Sauerwein-Braksiek die langwierigen Genehmigungsverfahren. So überspannt die Brücke ein bewaldetes Tal. Die Umweltgesetzgebung sehe vor, dass zunächst ein Jahr lang Flora und Fauna kartiert würden. Außerdem müssen auf steilem Untergrund Baustraßen im Tal geplant, genehmigt und angelegt werden. Anfang der kommenden Woche habe man Vertreter von Land, Kommunen, Wirtschaft und Bezirksregierungen zu einem Spitzengespräch in Lüdenscheid gebeten.

NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes (CDU) kündigte am Donnerstag an, sich bei der neuen Bundesregierung für eine Reform bei Ersatzneubauten stark zu machen: Die aktuelle Situation an der Talbrücke Rahmede zeigt, dass wir bei Planung, Genehmigung und Bau erheblich schneller werden müssen, so Brandes, das gelte insbesondere bei Autobahnbrücken. Das Verkehrsministerium habe bereits 2020 eine Bundesratsinitiative für mehr Tempo eingebracht: „Kernpunkt ist, dass Ersatzneubauten ohne Umweltverträglichkeitsprüfung und erneutes Planfeststellungsverfahren realisiert werden können. Damit wären wir mehrere Jahre schneller.“ Auf Landesebene sei mit einem entsprechenden Gesetzespaket bereits gezeigt worden, wie beschleunigtes Planen, Genehmigen und Bauen funktionieren könne.

Wegen massiver Beulen in der Stahlwand der Brücke ist die 453 Meter lange Talbrücke auf der wichtigen Nord-Süd-Achse vom Ruhrgebiet durch das Sauerland in den Süden Deutschlands für drei bis vier Monate für sämtlichen Verkehr gesperrt worden. Für die Freigabe zumindest des Pkw-Verkehrs muss bis dahin eine Not-Verstärkung eingebaut werden: Lkws schwerer als 3,5 Tonnen werden wohl auch dann voraussichtlich nicht über das labile Bauwerk fahren können. Ein Stahlblech, das einmal verbogen sei, werde nie wieder so tragfähig wie zuvor, erläuterte Bauingenieurin Sauerwein-Braksiek.

Die Sperrung der Strecke verursacht schon jetzt massive Probleme: Die Umleitungsstrecken sind überlastet, Anwohner klagen über Lärm und verstopfte Straßen. Aus Sicht der Polizei haben sich die Stauzeiten auf der Strecke durch den Märkischen Kreis zwar im Vergleich zu vor einer Woche reduziert. Gleichzeitig ermahnte die Polizei Auto- und Lkw-Fahrer am Donnerstag, nicht auf schmale Schleichwege auszuweichen - diese seien in keiner Weise für dieses Verkehrsaufkommen geeignet. Durchfahrtverbote für den Schwerlastverkehr will die Polizei daher streng kontrollieren.

Der Verband Verkehrswirtschaft und Logistik befürchtet für die Branche eine „schwerwiegende und jahrelange Belastung“ durch steigende Transportzeiten, längere Strecken und höhere Emissionen. Täglich rund 64.000 Fahrzeuge waren bis zur Sperrung auf dem Teilstück unterwegs - davon etwa 13.000 Lkw.

Für solche Verkehrslasten seien Brücken aus den 1960er Jahren nicht ausgelegt gewesen, sagte Sauerwein-Braksiek. Entlang der gesamten Sauerlandlinie müssen daher ohnehin alle rund 70 Talbrücken nach und nach erneuert werden. Sieben Brücken seien inzwischen im Bau. „Das ist das Kernproblem, das wir haben. Wir können nicht alles gleichzeitig planen und bauen“, so Sauerwein-Braksiek.

Die nun gesperrte Talbrücke Rahmede sollte bis zur Entdeckung der Verformungen in der vergangenen Woche eigentlich erst ab 2026 erneuert werden. Man hatte andere, vermeintlich drängendere Baustellen vorziehen wollen - „nach heutiger Erkenntnis eine nicht richtige Entscheidung“, räumte Sauerwein-Braksiek ein. Man versuche nun möglichst schnell alle anderen Brücken mittels Laserscan-Verfahren einer Sonderprüfung zu unterziehen.

© dpa-infocom, dpa:211209-99-317872/7

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