Verdacht des versuchten Betrugs:Ermittlungen gegen Deutsche-Bank-Chef Fitschen

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Im Visier der Ermittler: Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen (Foto: dpa)

Ärger für Jürgen Fitschen: Nach den Ex-Deutsche-Bank-Chefs Rolf Breuer und Josef Ackermann ist nun auch einer der beiden amtierenden Vorstandsvorsitzenden im Visier der Staatsanwaltschaft. Die Ermittler gehen dem Verdacht des versuchten Prozessbetrugs nach.

Von Klaus Ott

Erst Rolf Breuer, einst Chef der Deutschen Bank. Dann dessen Nachfolger Josef Ackermann. Und jetzt auch Jürgen Fitschen, einer der beiden amtierenden Vorstandschefs. Ein Spitzenmann des führenden deutschen Geldinstituts nach dem anderen bekommt Ärger mit der Münchner Staatsanwaltschaft. Die ermittelt wegen versuchten Prozessbetrugs jetzt auch gegen Fitschen, ebenso wie schon seit längerem gegen dessen Vorgänger Ackermann und Breuer.

Alle drei sollen ebenso wie zwei weitere ehemalige Spitzenleute des Finanzkonzerns versucht haben, die Justiz zu manipulieren. Um eine vom inzwischen verstorbenen Münchner Medienunternehmer Leo Kirch schon vor mehr als einem Jahrzehnt angestrengte Schadenersatzklage gegen die Deutsche Bank abzuwehren. Fitschen, der das Geldinstitut zusammen mit Anshu Jain leitet, weist den Verdacht zurück. "Herr Fitschen hält die Vorwürfe für unbegründet und wird sich dagegen verteidigen", sagt dessen Anwalt Hanns W. Feigen.

Die Münchner Staatsanwaltschaft, die bei Wirtschaftsverfahren wenig zimperlich ist, ermittelt bereits seit zwei Jahren in dieser Sache. Im Herbst 2011 wurde die Bank erstmals durchsucht, im Herbst 2012 nochmals. Die Strafverfolger verdächtigen Breuer, Ackermann und nun auch Fitschen, sie hätten sich bei Zeugenaussagen vor dem Oberlandesgericht (OLG) abgesprochen, zu Lasten des Mitte 2011 verstorbenen Leo Kirch und seiner Erben. Kirch war im Jahr 2002 mit seinem Medien- und Sportimperium (TV-Sender, Filmrechte, Formel 1) pleite gegangen und gab anschließend der Deutschen Bank die Schuld. Der Finanzkonzern war einer der größten Kreditgeber des Medienunternehmers gewesen.

Legendäres TV-Interview

Vor dem OLG hatten Breuer und Ackermann und weitere Ex-Spitzenleute der Bank sinngemäß beteuert, man habe auf dem Höhepunkt der Finanzkrise bei Kirch mitnichten die Absicht gehabt, dessen Film- und Fernsehgruppe zu zerschlagen, um daran zu verdienen. Das hatte der gescheiterte Medienmagnat nach Pleite unterstellt und eine Prozess-Serie gegen die Bank gestartet.

Vor dem OLG musste auch Fitschen als Zeuge aussagen. Das Gericht befand hinterher, Fitschens Angaben seien "schlicht inkonsistent", also widersprüchlich gewesen. Seine Erinnerung sei "ersichtlich unrichtig". Nun hat Fitschen ebenfalls die Staatsanwaltschaft am Hals. In der Bank wiederum wird geargwöhnt, die Strafverfolger wollten mit ihrem rigorosen Vorgehen den Druck auf Fitschen und den Vorstand erhöhen, sich mit den Kirch-Erben zu einigen.

Das OLG München hat Ende 2012 entschieden, dass der Finanzkonzern grundsätzlich Schadensersatz für jenes inzwischen legendäre TV-Interview von Breuer zahlen muss, in dem der damalige Vorstandssprecher im Februar 2002 die Kreditwürdigkeit von Kirch öffentlich bezweifelt hatte. Der von der Bank angerichtete Schaden, so befand das OLG, könnte zwischen 120 Millionen und 1,5 Milliarden Euro liegen. Nunmehr wird darum gestritten, welchen Betrag das Geldinstitut an Kirchs Erben und Gläubiger zahlen soll. Die Deutsche Bank geht allerdings gegen das Ende 2012 ergangene Teilurteil vor und gibt sich siegessicher.

Daneben hat das Institut auch noch jede Menge Ärger mit der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft, die wegen einer angeblichen Verwicklung des Instituts in kriminelle Umsatzsteuerkarusselle ermittelt. Fitschen wird ebenso wie Finanzvorstand Stefan Krause vorgeworfen, eine Steuererklärung unterschrieben zu haben, die sich als falsch herausgestellt habe. Die Bank weist auch das zurück.

© SZ vom 05.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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