USA: Philip Morris:Millionen für tote Raucherin

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Folgen einer fatalen Abhängigkeit: Eine Amerikanerin zieht gegen Philip Morris vor Gericht - und obwohl die Frau mittlerweile verstorben ist, soll der US-Tabakriese Millionen berappen.

Mit 17 hatte die Amerikanerin Betty Bullock mit dem Rauchen angefangen - und kam nicht mehr davon los. Über Jahrzehnte hing sie am Glimmstengel - mit fatalen gesundheitlichen Folgen. Die Diagnose der Ärzte fiel niederschmetternd aus: Lungenkrebs. Doch Bullock kämpfte, trotz ihrer Krankheit und den immer weniger werdenden Kräften. Sie zog vor Gericht. Ihr Vorwurf: Philip Morris, der weltgrößte Zigarettenhersteller, habe die Gefahren des Rauchens nicht deutlich gemacht.

Der Zigarettenhersteller Philip Morris soll einem Gericht zufolge Millionen an die Tochter der inzwischen verstorbenen Betty Bullock zahlen. (Foto: Foto: dpa)

Acht Jahre ist es nun her, dass der Rechtsstreit begann, und als Betty Bullock im Frühjahr 2003 im Alter von 64 Jahren starb, führte ihre Tochter Jodie die juristische Auseinandersetzung mit dem Global Player in ihrem Sinne weiter. Jetzt soll Philip Morris nach einem Urteil eines Geschworenengerichts in Los Angeles, Kalifornien, eine Millionenstrafe zahlen.

Die Tochter der Klägerin soll 13,8 Millionen Dollar (9,6 Millionen Euro) als Entschädigung erhalten. Das Geschworenengericht in Los Angeles traf diese Entscheidung am Montag mit neun zu drei Stimmen.

Unklar blieb zunächst, ob der Tabak-Gigant erneut Berufung gegen das Urteil einlegen wird. In einer Mitteilung bezeichnete der Konzern die Summe als "verfassungswidrig exzessiv". Jedwede Strafzahlung sei in diesem Fall unvertretbar.

Rekordstrafe von 28 Milliarden Dollar

Schon 2002 wurde der Konzern unter anderem wegen Betrugs und Fahrlässigkeit schuldig gesprochen und zur Zahlung einer Rekordstrafe von 28 Milliarden Dollar verurteilt. Ein Richter befand dies für "exzessiv" und reduzierte die Strafe auf 28 Millionen Dollar. 2008 wurde auch dieses Urteil wegen eines Verfahrensfehlers aufgehoben. Der Fall wanderte abermals vor Gericht.

In den USA laufen seit Jahren Verfahren von Rauchern und deren Angehörigen gegen Tabakkonzerne. Häufig wurden die Unternehmen zu Millionenstrafen verurteilt, in den seltensten Fällen kam es aber tatsächlich zu Zahlungen, da die betroffenen Firmen Widerspruch einlegten oder Richter höherer Instanzen die Urteile aufhoben. Die meisten dieser Streitigkeiten ziehen sich über Jahre hin.

2007 verwarf der Oberste US-Gerichtshof in Washington eine Millionenklage der Familie eines an Lungenkrebs gestorbenen Kettenrauchers gegen Philip Morris. Der Konzern war zuvor von unteren Instanzen zur Zahlung von knapp 80 Millionen Dollar verurteilt worden. In der Begründung des höchsten US Gerichts hieß es, die Geschworenen hätten Philip Morris nur für das Leid des speziellen Opfers bestrafen dürfen, nicht aber generell für Gesundheitsschäden anderer Raucher. 2004 hatte ein New Yorker Geschworenengericht der Witwe eines an Lungenkrebs gestorbenen Rauchers eine Entschädigung von 20 Millionen Dollar zugesprochen. Die Tabakfirma Brown & Williamson legte damals sofort Berufung ein.

© sueddeutsche.de/AP/dpa/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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