Paypal empört Online-Händler:Warum deutsche Firmen unter dem US-Embargo gegen Kuba leiden

Lesezeit: 2 min

Mojitos, adé! Bisher konnte man kubanischen Rum bequem im Internet bestellen und via Paypal bezahlen. Nun aber setzt der Internet-Dienst das strenge US-Embargo gegen Kuba auch in Deutschland durch. Die Rum-Händler wollen sich das nicht gefallen lassen.

Bastian Brinkmann

Da ist zum Beispiel der Santiago de Cuba, elf Jahre alt, vierzig Prozent Alkohol. Die Flasche Rum kostet im Internet aktuell 66,20 Euro - zahlbar per Nachname, Vorauskasse oder Sofort-Überweisung online. Via Paypal, einem beliebten Bezahldienst im Netz, kann ein Kunde den kubanischen Rum allerdings nicht mehr kaufen.

Kubanischen Rum per Internet bestellen? Nicht mit Paypal. Der Bezahldienst setzt von nun an das strenge US-Embargo gegen Kuba um. (Foto: REUTERS)

Denn Paypal setzt das US-Embargo gegen Kuba jetzt auch in Deutschland durch. Und so bedroht ein Relikt des Kalten Krieges plötzlich die Existenz der Rum-Händler: Viele Online-Verkäufer bekommen dieser Tage Post von Paypal. Darin steht, dass sie kubanischen Rum, kubanische Zigarren oder kubanische Aschenbecher aus dem Angebot nehmen müssten - sonst kündige Paypal ihren Account.

Wer im Internet mit Paypal bezahlt, sendet sein Geld zunächst an das US-Unternehmen. Der Händler kann erst später darauf zugreifen. Das soll Einkäufe im Internet sicherer machen als beispielsweise eine Bezahlung per Vorauskasse.

Einige Rum-Händler hat Paypal nun bereits aus dem Programm geworfen - und die sind stinksauer. "Ich lasse mir das auf gar keinen Fall bieten", sagt Jürgen Weissfloch vom Online-Handel Bardealer. Seit Montag können seine Kunden nicht mehr mit Paypal bezahlen. Das trifft den Laden hart: Der Umsatz sei um 80 Prozent eingebrochen, erzählt der Verkäufer.

Er weiß von mehr als 30 Shops, die betroffen sind. Zu ihnen gehört auch der von Silke Wolf. Seit Dienstag können Kunden bei ihr nicht mehr mit Paypal Rum kaufen. "Es gab keine Vorwarnung, keine Frist von Paypal. Das ist eine Frechheit." Auch ihr bleiben nun Kunden fern, klagt sie.

Paypal? Rausgeschmissen!

Zum Verdienstausfall kommt bei manchen Händlern offenbar noch mehr: Paypal habe sein Konto eingefroren, erzählt beispielsweise Thomas Altmann, dem die Seite Bar & Go gehört. Glücklicherweise habe er das eingezahlte Geld von Paypal abgehoben, kurz bevor das Konto eingefroren worden sei. Seit zwei Jahren arbeitet er mit Paypal und macht nach eigenen Angaben monatlich einen fünfstelligen Umsatz. Jetzt nicht mehr. Paypal habe ihn komplett gesperrt. Denn Altmann weigert sich schlicht, kubanischen Rum aus dem Angebot zu nehmen. Allerdings hatte er Paypal einen Kompromiss angeboten, berichtet er: Wer ein kubanisches Produkt in den Warenkorb lege, könnte einfach nicht mehr mit Paypal bezahlen. Doch das habe der US-Konzern nicht akzeptieren wollen, sagt Altmann.

Die Online-Händler haben zwar einen Vertrag mit der Gesellschaft Paypal Europe, die ihren Sitz in Luxemburg hat. Doch diese ist eine hundertprozentige Tochter der US-Mutter und unterliegt damit dem strengen Embargo: Sie darf keine Geschäftsbeziehungen mit Kuba unterhalten, argumentiert Paypal. "Das Embargo geht allerdings nicht so weit, dass Handel mit ausländischen Firmen verboten ist, die auch mit kubanischen Firmen Handel treiben", sagt Dirk Streifler von der Wirtschaftskanzlei Streifler. "Es kommt auf die Zahlungsströme an, die im Hause Paypal keinen Bezug zu Kuba haben dürfen."

Es gibt allerdings auch noch Händler, die nicht betroffen sind. Beispielsweise kann man im Online-Shop der Drogeriekette Rossmann noch kubanische Zigarren kaufen - und mit Paypal bezahlen. Kurios: Kubanischen Rum bekommt man auch weiterhin auf Ebay. Dabei gehört Paypal zu dem Online-Auktionshaus.

Paypal bestätigt, dass es das Embargo nun durchsetzt. "Alle Töchter sind dazu verpflichtet", sagte ein Sprecher in Deutschland. Die Vorwürfe der einzelnen Händler, dass Gelder eingefroren seien, würden geprüft. Warum das Embargo nun gerade im Moment, Jahrzehnte nach der Kuba-Krise, durchgesetzt werde, konnte er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen - ebenso, warum Ebay nicht betroffen ist.

Die Händler prüfen nun, ob sie sich zusammenschließen, um gegen Paypal zu klagen. Viele haben ihre Programmierer beauftragt, neue Bezahlmöglichkeiten in den Shop einzubauen. "Wir haben nicht den kubanischen Rum rausgeschmissen", sagt Silke Wolf. "Wir haben Paypal rausgeschmissen."

© sueddeutsche.de/bbr/ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: