Ungewöhnliches Städte-Ranking:London hat die meisten Milliardäre

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Wer als Superreicher in Knightsbridge wohnt, hat es zum Luxuskaufhaus "Harrods" nicht weit. (Foto: REUTERS)

Anwesen in den Londoner Nobelvierteln kosten zwölf Millionen Euro aufwärts - doch daran stört sich die internationale Geld-Elite nicht. Superreiche wohnen einer Erhebung zufolge besonders gerne in der britischen Hauptstadt. Gegen den Platzmangel in der Innenstadt haben sie ein Mittel gefunden.

Die Superreichen dieser Welt suchen nicht die Abgeschiedenheit und den offenen Blick, den eine einsame Karibikinsel bietet. Zumindest nicht nur. Nein, bevorzugt wohnt die internationale Geld-Elite Wand an Wand, in schmucken Reihenhäusern in London. Die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs hat einer Erhebung der Sunday Times zufolge die meisten Milliardäre: 72 an der Zahl. Damit landet London noch vor der russischen Hauptstadt Moskau (48 Milliardäre) und der US-Metropole New York (43 Milliardäre).

Großbritannien ist auch weltweit das Land mit den meisten Milliardären im Verhältnis zur Bevölkerungszahl. Insgesamt 104 Milliardäre leben auf der Insel, sie haben ein Gesamtvermögen von mehr als 301 Milliarden Pfund, umgerechnet etwa 368 Milliarden Euro. Es liegt damit höher als vor der Rezession 2008. Gleichzeitig gehen Experten davon aus, dass das durchschnittliche Pro-Kopf-Vermögen weit unter dem Stand von vor sechs Jahren liegt und auch nicht vor 2017 steigen wird. Der Trussell Trust, Großbritanniens größte Lebensmittelhilfe, verzeichnete nach eigenen Angaben allein in den Monaten Januar bis Ende März 2014 einen Anstieg der Bedürftigen um 163 Prozent.

Es ist nicht das erste Mal, dass London zur Welthauptstadt der Superreichen gekürt wird. Auch beim "Ultra Prime Barometer", einer Rangliste des Londoner Luxusmaklers Beauchamp Estates, erreichte die britische Hauptstadt den ersten Platz. Demzufolge liegen die begehrtesten Immobilien im sogenannten "Platin-Dreieck" (in Anspielung auf die ebenfalls nach dem Edelmetall benannten Kreditkarten für Vermögende). Gemeint sind damit die Stadtviertel Mayfair, Knightsbridge und Belgravia.

Jährlicher Unterhalt: 300 000 Euro

In Mayfair liegen mit der Bond Street und der New Bond Street zwei der exklusivsten Einkaufsstraßen der Stadt, viele namhafte Designer unterhalten hier Shops. In Knightsbridge ist mit "Harrods das vielleicht bekannteste Luxuskaufhaus der Welt angesiedelt. Belgravia ist dagegen von politischer und gesellschaftlicher Bedeutung: In den weißgetünchten Stuck-Villen residieren die meisten Botschaften und andere wichtige Institutionen. Unter zehn Millionen Pfund (umgerechnet etwa zwölf Millionen Euro) sei in diesen Gegenden kein Haus zu bekommen, schreibt die Daily Mail, allein der Unterhalt eines solchen Anwesens belaufe sich im Jahr auf 250 000 Pfund (etwa 300 000 Euro).

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Im Milliardärsranking des US-Wirtschaftsmagazins Forbes gibt es Bewegung: Microsoft-Gründer Bill Gates gilt nach einem Jahr Pause wieder als reichster Mensch der Welt. Aus China stammen besonders viele Neuzugänge.

So etwas können sich tatsächlich nur Menschen mit einem neunstelligen Vermögen aufwärts leisten. Unter den zehn reichsten Menschen in Großbritannien ist der Sunday-Times-Erhebung allerdings nur ein einziger echter Brite: der Unternehmer Gerald Grosvenor, Herzog von Westminster. Dessen Familie gehören wiederum weite Teile von Mayfair, der Herzog verdankt seinen Reichtum also auch seinen illustren Nachbarn - so schließt sich der Kreis.

Die reichsten Männer Londons aber sind andere: Es soll sich um die aus Pakistan stammenden Rohstoff-Unternehmer Srichand und Gopichand Hinduja handeln. Mit einem gemeinsamen geschätzten Vermögen von 11,5 Milliarden Pfund (14,1 Milliarden Euro) verdrängten die Brüder den russischen Oligarchen Alisher Usmanov (geschätzte 10,65 Milliarden Pfund) auf den zweiten Rang. Der aus Indien stammende Stahl-Mogul Lakshmi Mittal landete mit einem geschätzten Vermögen von 10,25 Milliarden Pfund auf Platz drei.

Dass der Platz in der Londoner Innenstadt begrenzt ist, stört die Superreichen im Übrigen nicht - sie erweitern ihren Wohnraum einfach unterirdisch. Vom Heimkino, über das Schwimmbad bis hin zum Tennisplatz finden sich in den Kellern der Millionen-Anwesen alle möglichen Luxus-Spielereien. Zwischenzeitlich sorgen die Dauer-Baustellen allerdings für Zwist in den Nobelvierteln. Auch Geld schützt also nicht vor Nachbarschaftsstreitigkeiten.

© SZ.de/dpa/AFP/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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