Umsatzschwund bei Karstadt:Moderner, jünger, ärmer

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Karstadt-Filiale in Berlin. Mit der Herbstoffensive hatte Karstadt-Chef Andrew Jennings die Modernisierung mehrerer Filialen versprochen. (Foto: Getty Images)

Mit einer Herbstoffensive wollte Karstadt-Chef Andrew Jennings den grassierenden Umsatzschwund der vergangenen Jahre beenden. Doch er ist offenbar gescheitert. Und nun bedrohen auch noch Streiks den Firmenfrieden.

Kühles Design, junge Marken und laute Musik aus den Boxen - "Grandios", lautet die Bewertung des Dschungelkönigs Ross Antony, der im September vergangenen Jahres gemeinsam mit einigen Soap-Sternchen zur Eröffnung einer der jugendlichen Filialen "K Town" in der Kölner Innenstadt geladen war. "Wenn man bedenkt wie das hier früher aussah", schiebt der Sänger hinterher und erklärt damit - gewollt oder ungewollt - die neue Firmenstrategie: Karstadt will jünger und moderner, das verstaubte Kaufhausimage passé sein.

Doch bisher geht das Konzept offenbar nicht auf. Wie das Handelsblatt berichtet, erzielte der Konzern bis Ende April für das laufende Geschäftsjahr nur noch rund 1,8 Milliarden Euro Umsatz - zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Karstadt selbst nennt keine Zahlen, die Zeitung beruft sich auf Zahlen aus Unternehmerkreisen. So brach deren Angaben zufolge der Umsatz von Januar bis Februar um 81 Millionen Euro ein.

Damit ist die von Unternehmenschef Andrew Jennings im August 2012 ausgerufene Herbstoffensive gescheitert, zu der auch "K Town" gehört. Mit der Herbstoffensive sollte der Umsatzschwund beendet werden, der bei der Warenhauskette trotz der Rettung 2010 durch den Investor Nicolas Berggruen grassiert. So soll der Umsatz 2010/11 noch rund 3,2 Milliarden Euro betragen haben, in den Geschäftsjahren 2011/12 jedoch nur noch 3,1 Milliarden.

Wie stark das Unternehmen in Bedrängnis geraten ist, zeigt auch die Mitte Mai getroffene Entscheidung für zwei Jahre aus der Tarifbindung aussteigen zu wollen. Damit erhalten die mehr als 24.000 Mitarbeiter bis 2015 keine Lohnerhöhung. Die Beschäftigten der Karstadt-Filiale im Main-Taunus-Zentrum in Sulzbach haben für Dienstag Warnstreiks angekündigt.

Mit Beginn der Herbstoffensive im vergangenen Jahr lief der Sanierungstarifvertrag aus, sodass Karstadt pro Jahr 50 Millionen Euro Personalkosten zusätzlich übernehmen musste. Das Management hatte lange versichert, dass dies kein Problem darstelle. Doch dann erklärte man im Juli 2012, dass 2000 Vollzeitstellen bis zum Jahr 2014 gestrichen werden müssten. Viele Mitarbeiter arbeiten auf Teilzeitbasis, durch die Maßnahme werden darum voraussichtlich 3000 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren.

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