Überweisungspanne der KfW:Neubewertung ohne Folgen

Lesezeit: 1 min

Vier Tage vor der umstrittenen Lehman-Überweisung hat die KfW die Bonität der Pleitebank noch herabgesetzt. Nun prüfen Ermittler, ob der gesamte KfW-Vorstand versagt hat.

Klaus Ott

Der Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main liegen nach Informationen der Süddeutschen Zeitung konkrete Anhaltspunkte dafür vor, dass der gesamte Vorstand der Staatsbank KfW bei der folgenschweren Überweisungs-Panne an die US-Investmentbank Lehman versagt hat. Hätten KfW-Vorstandschef Ulrich Schröder und dessen Kollegen ihre Amtspflichten erfüllt, so der Verdacht der Ermittler, dann wäre der KfW ein "Vermögensschaden" erspart geblieben. Die Staatsbank hatte am 15. September 2008 im Rahmen eines Devisengeschäfts 319 Millionen Euro an die US-Bank gezahlt, die wenige Stunden später pleite ging. Der größte Teil des Geld ist wahrscheinlich verloren.

Die KfW im Visier der Ermittler: Offenbar hat die Staatsbank die Bonität von Lehman Brothers vor der umstrittenen Überweisung noch herabgesetzt. (Foto: Foto: ddp)

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Schröder und die vier weiteren KfW-Vorstände, die zu diesem Zeitpunkt im Amt waren, wegen Veruntreuung von Firmenvermögen. Die Strafverfolger stützen sich laut SZ vor allem auf zwei Vorgänge kurz vor der Überweisungs-Panne. Am 11. September, vier Tage vor Auszahlung der 319 Millionen Euro, soll die KfW intern die Bonität von Lehman neu beurteilt und von dem hohen Wert M4 auf M7 herabgestuft haben. M7 bedeutet, mit der betreffenden Bank werden keine neuen Geschäfte mehr gemacht.

Zahlreiche Dokumente konfisziert

Einen Tag später, am 12. September, wurde nach Erkenntnissen der Ermittler in der KfW die sich "zuspitzende Liquiditätskrise" bei Lehman kritisch analysiert. Die Ermittler haben alle Dokumente eingesammelt, die bei der Staatsbank zu diesen Vorgängen aufzufinden waren.

Die Strafverfolger konfiszierten nach Angaben der Zeitung außerdem diverse Protokolle und Berichte, Verträge, Gutachten und Akten, die Aufschluss über die Überweisungspanne geben könnten. Außerdem hätten sich die Ermittler für Berichte von Wirtschaftprüfern, interne Richtlinien der KfW, Handbücher zur Vermeidung von Risiken sowie für die gesamte interne Korrespondenz zum Devisengeschäft mit Lehman und zur Beurteilung der angespannten Lage bei der US-Bank interessiert. Computerdateien mit zahlreichen Emails seien kopiert worden.

Die KfW wies die Verdachtsmomente zurück. "Die von uns in Auftrag gegebenen Untersuchungen haben keine Anhaltspunkte für strafrechtliche Konsequenzen ergeben", sagte ein Banksprecher der SZ. Zu Details äußerte sich die die Bank nicht, ebensowenig wie die Staatsanwaltschaft. Die wird nach Angaben der Zeitung wahrscheinlich Monate brauchen, um das umfangreiche Material auszuwerten.

© SZ vom 30.10.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: