Uber:Fahrdienstleister fliegt aus London raus

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Taxifahrer protestieren in London gegen den Rivalen Uber. (Foto: Carl Court/Getty)

Die britische Verkehrsbehörde verweigert die Lizenz für das Taxi-Start-up Uber.

Von Björn Finke

Es könnte das Ende einer rasanten Wachstumsstory sein: Am Freitag verkündete die Verkehrsbehörde Transport for London (TfL) überraschend, die Lizenz von Uber nicht zu verlängern. Als Grund nannten die Aufseher Sicherheitsbedenken. Die britische Hauptstadt ist einer der größten Märkte für das kalifornische Taxi-Start-up. Nach Angaben Ubers nutzen dort 3,5 Millionen Kunden das Handyprogramm der Firma, mehr als 40 000 Fahrer bieten darüber ihre Dienste an. Seit 2012 ist das umstrittene Unternehmen in der Metropole aktiv, Ende September läuft die für fünf Jahre geltende Lizenz aus. Uber kündigte allerdings prompt Widerspruch gegen die Entscheidung an. Solange dieses Verfahren läuft, darf der Konzern weiter tätig sein.

Der Ärger in London ist ein zusätzliches Problem, mit dem sich Dara Khosrowshahi beschäftigen darf. Der frühere Chef des Internet-Reisebüros Expedia übernahm vor drei Wochen das Steuer bei Uber als Nachfolger des Mitgründers Travis Kalanick. Der hatte die Firma seit 2009 mitaufgebaut und stand hinter dem aggressiven Wachstumskurs. Der Fahrtenvermittler, der immer noch Verluste schreibt, wird mit zig Milliarden Dollar bewertet. Investoren drängten Kalanick aber nach Berichten über das schlimme Betriebsklima zum Rücktritt. Mitarbeiter sind offenbar Opfer von Sexismus und Diskriminierung geworden.

Wer Ubers Programm auf seinem Smartphone installiert hat, kann mit wenigen Fingerstrichen ein Auto bestellen. Dann kommt zwar kein reguläres Taxi, sondern ein normales Auto, und der Fahrer hat keinen Taxischein, doch dafür ist die Reise billiger. Dieses Geschäftsmodell stößt in vielen Ländern auf Widerstand von Taxiverbänden und Politik. In Deutschland etwa vermittelt die Firma nach Niederlagen vor Gericht nur noch reguläre Taxis oder Mietwagen, und das lediglich in Berlin und München.

In London missfällt der Siegeszug der Kalifornier ebenfalls dem Bürgermeister. Sadiq Khan von der Labour-Partei verschärfte bereits im vergangenen Jahr die Regeln für Anbieter wie Uber, die Chauffeure ohne Taxischein durch die überfüllten Straßen schicken. Am Freitag sagte Khan, die Verkehrsbehörde TfL habe für ihre Entscheidung seine volle Unterstützung. Uber ist auch nicht der einzige Fahrtenvermittler, dessen Antrag auf eine Lizenz abgelehnt wird. TfL wies eigenen Angaben zufolge im vergangenen Jahr jeden dritten Antrag ab. Im Fall von Uber haben die Aufseher Zweifel daran, ob die Firma den Gesundheitszustand und mögliche Vorstrafen ihrer Fahrer zuverlässig genug prüft. Außerdem beschwerte sich im April die Londoner Polizei über Uber bei TfL. Scotland Yard klagte, Uber zeige nicht alle Übergriffe von Chauffeuren gegenüber Passagieren an.

© SZ vom 23.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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