TV-Gerätehersteller aus Kronach:Investorengruppe rettet Loewe

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Schwer angeschlagen war die 90 Jahre alte Traditionsmarke, nun gibt es neue Hoffnung für Loewe. Eine Investorengruppe bestehend aus deutschen Familienunternehmern und ehemaligen Branchen-Managern übernimmt die Firma. Was das für die Marke und die 650 Mitarbeiter bedeutet, ist noch offen.

Von Uwe Ritzer, Nürnberg

Eigentlich sollte alles schneller gehen. Er rechne damit, dass die Übernahme bis zum Jahresende unter Dach und Fach sei, sagte Loewe-Chef Matthias Harsch Anfang November 2013 der Süddeutschen Zeitung. Damals waren noch zwei Investoren im Rennen, die konkretes Kaufinteresse an dem schwer angeschlagenen Hersteller hochwertiger und dementsprechend teurer Fernsehgeräte gezeigt hatten.

Nun ist es eine Investorengruppe, die Loewe übernimmt. Wer genau die neuen Eigentümer sind, soll an diesem Freitag offenbart werden. Dann dürfte auch klar werden, ob die im vergangenen Jahr bereits von 1000 auf 650 Mitarbeiter abgebaute Belegschaft weiter reduziert wird. Sicher ist, dass der Unternehmenssitz nach München verlagert wird. Seit 1948 war die Loewe-Zentrale in der Kleinstadt Kronach im Frankenwald. Dort sollen noch nicht näher definierte "zentrale Unternehmensfunktionen", sowie ein Entwicklungszentrum bleiben. Ein weiteres soll in Hannover entstehen.

Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Sicher ist, dass die Aktionäre der Loewe AG leer ausgehen werden, denn die neuen Eigentümer erwerben im Zuge eines Asset Deals nur den Betrieb. Die AG als Unternehmenshülle soll schnellstmöglich von der Börse genommen und abgewickelt werden.

Sicher ist auch, dass die neuen Eigentümer viel Geld in die Hand nehmen müssen, um das vor 90 Jahren in Berlin von den Brüdern Siegmund und David Loewe gegründete Unternehmen wieder flottzumachen.

Künftig sollen die Geräte in China gefertigt werden

Technisch von unbestritten hoher Qualität konnten die Loewe-Geräte in den vergangenen Jahren jedoch preislich immer weniger im harten Konkurrenzkampf mit großen Marken wie Samsung, Panasonic oder LG bestehen. Nach massiven Umsatzeinbrüchen, hohen Verlusten und ständigen Wechseln im Management flüchtete sich Loewe im Juli 2013 unter den Schutzschirm des Insolvenzrechtes. Damit werden Gläubigeransprüche auf Eis gelegt und dem Unternehmen Luft verschafft, um weitgehend aus eigener Kraft die Restrukturierung anzugehen. Im Oktober schließlich beantragte Loewe Insolvenz in Eigenregie.

Das Loewe-Management nutzte die Zeit. Unter Führung von Vorstandschef Matthias Harsch, der erst im Januar 2013 seinen Dienst in Kronach antrat, wurde alles über Bord geworfen, was dort bis dahin heilig war: Die TV-Geräte sollen künftig nicht mehr in Kronach, sondern in China gefertigt werden. Dazu wurde eine technologische Partnerschaft mit dem chinesischen Hisense-Konzern eingegangen. Loewe-Fernseher sollen Harsch zufolge künftig auch günstiger werden und nicht mehr das Drei- bis Vierfache kosten wie ähnliche Produkte der Konkurrenz.

Um jüngere Zielgruppen zu erschließen sind günstigere Modellreihen für Einsteiger geplant. Vor allem aber sollen mehr Loewe-Fernseher verkauft werden - eine Million pro Jahr statt 200.000 wie noch 2012. Weshalb die Geräte nicht mehr nur im Fachhandel, sondern auch in Elektronikmärkten angeboten werden sollen. Alles in allem ist all dies ein Radikalumbau.

Eine Ikone der deutschen Unterhaltungselektronik

"Das ist die Strategie, in die sich ein Investor einkaufen wird", hatte Harsch im November gesagt. Dazu gehöre auch, dass es bei 650 Mitarbeitern bleibe. Ob sich die neuen Eigentümer daran halten werden, ist noch unklar. Am Abend hieß es lediglich, sie wollten weiter eng mit Hisense zusammenarbeiten und Loewe "stark auf Smart-Home-Entertainment und Digital-Lifestyle-Produkte fokussieren". Unklar ist auch, ob es Staatshilfe gibt, wie sie von der bayerischen Landesregierung in Form von Staatsbürgschaften in Aussicht gestellt wurde.

Mit der Übernahme von Loewe wird eine Ikone der deutschen Unterhaltungselektronik im letzten Moment gerettet. 1931 gelang dem Unternehmen die erste elektronische Übertragung von Fernsehbildern. Im Dritten Reich raubten die Nazis den Loewe-Brüdern ihre Firma. Sie emigrierten, kehrten jedoch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland zurück und siedelten die Firma 1948 im oberfränkischen Kronach neu an.

1963 präsentierte Loewe den ersten tragbaren und 1981 den ersten europäischen Stereo-Fernseher. Nach dem Tod der Brüder wurde das Unternehmen zunächst Teil des niederländischen Philips-Konzerns, ehe damalige Loewe-Manager das Unternehmen in die eigene Hand nahmen. Seit 1999 ist Loewe eine börsennotierte AG.

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