Bei ihnen kann man zwar nach wie vor Urlaub in der Türkei buchen, doch selbst viele Vertreter von deutschen Reiseveranstaltern und Reisebüros wollen derzeit nicht in das Land. Der Deutsche Reiseverband DRV sagte am Freitag seine für Ende Oktober in der Küstenstadt Kuşadasi geplante Jahrestagung ab. Sie soll 2018 in dem Seebad an der Ägäisküste nachgeholt werden.
DRV-Präsident Norbert Fiebig zeigt sich überzeugt davon, "dass wir in 2018 einen deutlich größeren Zuspruch erreichen werden". Fiebig betont: "Es gibt eine tiefe Verbundenheit und eine sehr ausgeprägte, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Reisebüroverband Türsab, den türkischen Hotelpartnern und den touristischen Dienstleistern in der Türkei."
Fiebig hatte monatelang gezögert, die Tagung im Herbst abzusagen. Offiziell mochte der DRV nicht bestätigen, dass sich nur 300 Teilnehmer angemeldet hatten, wie Branchenorgane berichteten. Nach SZ-Informationen war selbst diese Zahl noch zu hoch gegriffen. Zur letzten Tagung in Lissabon waren noch 800 Vertreter aus der Reiseindustrie gekommen. Der DRV will nun vom 27. bis 29. Oktober in Berlin seine Mitglieder versammeln und mit mehr Beteiligung als in der Türkei seine Vorstandswahlen durchführen.
Schon seit Längerem gab es innerhalb des Reiseverbandes offene Kritik an der Wahl des Tagungsortes in dem politisch unruhigen Land. Zuletzt hatte Walter Krombach von der in der Branche angesehenen Willy-Scharnow-Stiftung angekündigt, nicht nach Kuşadasi fahren zu wollen. Krombach hatte mehrfach den türkischen Staatspräsidenten Erdoğan öffentlich kritisiert: "Ich habe deshalb die Sorge, auf irgendeiner Verhaftungsliste zu stehen, die mir entweder die Einreise verwehrt oder mich an der Ausreise hindern könnte."