Thyssen-Krupp:Aufräumen vor dem großen Ärger

Es ist das letzte Mittel, wenn nichts anderes mehr geht. Thyssen-Krupp bietet allen Mitarbeitern, die Korruptionsfälle melden, eine Amnestie an. Dies zeigt: Offenbar vermutet man im Konzern noch viele weitere gesetzwidrige Vorfälle.

Von Caspar Busse

Es ist ein deutliches Signal: Heinrich Hiesinger macht Ernst mit den Aufräumarbeiten und dem Kulturwandel bei Thyssen-Krupp. Der Vorstandschef von Deutschlands größtem Stahlkonzern bietet nun allen Mitarbeitern, die in den kommenden zwei Monaten Korruptionsfälle oder Kartellverstöße melden, eine "Amnestie".

Sie sollen vom Arbeitgeber nichts zu befürchten haben - keine Kündigung, keine Schadenersatzforderungen. So ein Schlussstrich ist letztes Mittel, wenn nichts anderes mehr geht. Siemens ist auf dem Höhepunkt der Korruptionsaffäre genauso vorgegangen.

Für Thyssen-Krupp bedeutet das zweierlei: Zum einen vermuten Vorstandschef Hiesinger und seine Vorstandskollegen offenbar noch eine große Dunkelziffer von gesetzwidrigen Vorfällen. Möglicherweise werden nun ganz neue Fälle aufgedeckt.

Bei den bisher bekannten Kartellverstößen und -verdachtsfällen (bei Schienengeschäften mit der Deutsche Bahn, bei Aufzügen und Rolltreppen, bei Stahllieferungen an die Autoindustrie) - könnten neue Details zu erwarten sein. Jede Menge Ärger wird die Folge sein.

Zum anderen heißt das alles, dass es künftig keine Nachsicht mehr geben wird. Läuft die Frist für die Amnestie ab, wird wohl unerbittlich gegen unkorrekte Mitarbeiter und gegen alte Seilschaften vorgegangen. Es ist noch ein mühsamer Weg, aber an seinem Ende könnte ein neuer Thyssen-Krupp-Konzern stehen.

© SZ vom 17.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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