Es wird mal wieder von der Revolution geredet, aber sehen kann man sie dieses Mal nicht. Künstliche Intelligenz verändert die Welt gefühlt eher auf der feinstofflichen Ebene. Sie sind kaum zu fassen, diese immer mächtiger werdenden Formen von Software, die sich selbst verbessern können, ohne menschliche Anleitung. Im Hintergrund unserer Geräte, Maschinen und unseres Umgangs mit ihnen verändert sich etwas, aber was?
Diese Unfassbarkeit der Technologie bedeutet auch, dass jeder eigentlich alles dazu sagen kann. Politiker, die leider oft besonders wenig von Informationstechnologie verstehen, sehen sich einem weltweiten Rennen um die besten Unternehmen, Forscher und Geldströme ausgesetzt. Unternehmenschefs, die wissen, dass KI ihr Geschäftsfeld verändern wird, aber nicht, wo sie jetzt investieren müssen. Und professionelle Panikmacher - oft selbst im KI-Geschäft - die warnen, diese gefährliche Technologie könne die Menschheit zerstören.
Am 30. November 2022 schaltete das Unternehmen Open AI den Chatbot Chat-GPT frei. Wir, die für KI zuständigen Autoren der Süddeutschen Zeitung, haben seitdem mit vielen Menschen gesprochen, die KI wirklich verstehen.
Darunter waren Open-AI-Chef Sam Altman, der an der Technischen Universität München einen Rockstar-Auftritt hinlegte und von Informatikstudenten umschwärmt wurde wie ein Messias.
Oder Yoshua Bengio, jene kanadische Koryphäe der KI-Forschung, der im Hinterzimmer einer Fachkonferenz in New Orleans mit ruhiger Stimme mahnte: Die Menschheit müsse die künstliche Intelligenz unter Kontrolle bringen, die Systeme seien zu mächtig geworden.
Ob Enthusiasten oder Skeptiker - die Interviews und Porträts der führenden Köpfe des Felds haben wir in dieser Ausgabe zusammengefasst. Wir hoffen, dass Sie den Lesern helfen, die aufsehenerregendste Erfindung unserer Zeit zu verstehen.