Studie:Städte im Vergleich

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Verkehr, Wasser, Strom: Wie viele Kommunen in ihre Dienstleistungen investieren, und was sie voneinander lernen können. Die Wirtschafts­beratungsfirma KPMG untersuchte 35 Städte aus 20 Ländern.

Von Katharina Kutsche, München

Wer wissen will, wo er im Wirtschaftsleben steht, muss sich vergleichen. Mit Benchmarking etwa, einer Methode, in der Betriebe oder Abteilungen ihre Ergebnisse darlegen und herausfinden, wer warum besser ist als der jeweils andere. Nun hat die Wirtschaftsberatung KPMG einen weltweiten Vergleich zwischen 35 Städten aus 20 Ländern durchgeführt, darunter Dresden, Düsseldorf und Leipzig.

Für die Studie, die diesen Montag veröffentlicht wird, meldeten die Städte Daten und Standards zu ihren Dienstleistungen, etwa zur Trinkwasserversorgung oder zur Müllabfuhr. Die Ergebnisse sind anonymisiert, von Stadt 1 bis Stadt 35 zugeordnet. Das macht es dem Leser der Studie zwar schwer, sei aber ein Wunsch der Teilnehmer, schließlich wolle niemand erkennbar auf dem letzten Platz landen, sagt Mathias Oberndörfer, bei KPMG für den öffentlichen Sektor zuständig. "Jede Stadt kennt aber ihre individuelle Kennziffer und weiß, wo sie steht."

Interessant sind die Ergebnisse allemal, zeigen sie doch, wie groß die Unterschiede von Stadt zu Stadt sein können. Wenn es etwa um darum geht, Straßen instand zu setzen oder neu zu bauen, geben zehn Orte weniger als 20 000 Dollar pro Straßenkilometer aus, während ein Ausreißer 107 000 Dollar investiert. In die Trinkwasserversorgung stecken die Teilnehmer rund einen Dollar pro Kubikmeter. Auffällig ist aber, wie hoch teilweise der Anteil von Wasserverlusten ist: Eine Stadt meldete 38 Prozent, eine andere 45 und wieder eine andere sogar 65 Prozent - Wasser, das aufbereitet wurde, aber nicht bereitgestellt werden konnte. Bedenkt man, dass an der Studie Städte wie Kampala/Uganda und Abuja/Nigeria teilgenommen haben, sind solche Zahlen erschreckend.

"Wir wollten das Bewusstsein schärfen, dass es sinnvoll ist, sich zu vergleichen", sagt Oberndörfer. Anhand der Studie sehen die Teilnehmer, ob es Städte gibt, die ähnliche Probleme haben oder die so gut dastehen, dass sie von ihnen lernen können. Immerhin: "Die deutschen Städte müssen sich im globalen Vergleich auf keinen Fall verstecken."

Derartige Vergleichsringe gibt es auch deutschlandweit, betreut etwa von der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt). KGSt-Referent Roland Fischer sagt, es gebe keine Alternative, wenn Kommunen einschätzen wollten, wie gut und wirtschaftlich sie arbeiten. "Privatwirtschaftliche Unternehmen werden durch den Markt bewertet. Und dieser Markt fehlt den Kommunen, sie sind ja quasi Monopolisten." Wichtig sei aber nicht nur, die Daten zu erheben, sondern Unterschiede zu besprechen. "Warum seid ihr besser, was macht ihr anders als wir?" Schwierig ist die Bewertung, wer denn nun Bester ist: Sind hohe Ausgaben an sich positiv oder ist die Stadt an der Stelle unwirtschaftlich? Und gibt es Gründe wie gesetzliche Rahmenbedingungen, die keine anderen Ergebnisse zulassen? Auch für KPMG ist die Studie nur ein erster Schritt, derzeit führe man Gespräche mit allen Teilnehmern, um ihnen den Austausch miteinander zu ermöglichen.

Ein gemeinsames Problem ist etwa die Finanzierung von Park- und Freizeitanlagen. Zwar geben die Städte im Durchschnitt 13 000 Dollar je Hektar Parkfläche aus und investieren in Sportplätze und Gemeindezentren. Doch kaum eine Stadt hat einen Überblick darüber, wie stark diese Anlagen frequentiert werden. Hier könnten technische Lösungen helfen, um Kosten und Nutzen abzuwägen. Da Experten annehmen, dass in naher Zukunft die große Mehrheit der Menschen in Städten lebt, sind die Kommunen in der Pflicht, neue Lösungen zu finden.

© SZ vom 22.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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