Streit um Markenrechte an "Duff Beer":Homers Gesöff

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Der Verlierer Homer Simpson trinkt gerne Duff Beer, vor Gericht wird nun um die Markenrechte gestritten.  (Foto: dpa)

Wer macht das beste miese Bier? Vor Gericht wird um die Markenrechte am "Duff Beer" gestritten. Es ist nicht der erste Krach um das Lieblingsgetränk der Comic-Figur Homer Simpson.

Von Angelika Slavik

Homer Simpson ist, man muss das mal in dieser Deutlichkeit sagen, ein Verlierer. Er zieht das Unglück an wie das Aas die Geier. Er arbeitet in einem Atomkraftwerk. Und er ist, seine Fans mögen die Offensichtlichkeit des Arguments verzeihen - gelb. Klingt das nach einem schönen Leben? Eben.

Trotzdem hat Homer Simpson, die Zeichentrickfigur, viele Anhänger auf der ganzen Welt. Mancher identifiziert sich vielleicht mit dieser problembeladenen Existenz. Andere, auch seriöse Kritiker, werden nicht müde, den politischen Hintergrund zu unterstreichen, den sie in den Geschichten rund um Homer und seine Familie erkennen: Kapitalismuskritik, Umweltschutz, Persiflagen auf Trends und Zeitgeist. Ergebnis? 27 Emmys und ein Stern auf dem Walk of Fame sind nur ein Bruchteil der Auszeichnungen, mit denen "The Simpsons" seit Ausstrahlung der ersten Folge 1989 ausgezeichnet wurde.

Der Erfolg des Verlierers Homer Simpson machte den Charakter auch zu einer außergewöhnlichen Einnahmequelle. Und so sind die Simpsons längst auch Motor einer Merchandisingmaschinerie: Kaffeetassen, Müslischüsseln, Bettwäsche, T-Shirts - nichts, das es nicht gibt. Nichts?

In der Serie tröstet sich Homer Simpson gerne mit Alkohol, genauer: mit einem Bier der ursprünglich fiktionalen Marke "Duff Beer". Übersetzt etwa: Mieses, billiges Bier. Ein Bier als Merchandising-Produkt hatte der Simpsons-Erfinder Matt Groening immer abgelehnt - mit Hinweis auf den Jugendschutz. Aber natürlich konnte die Industrie nicht widerstehen: und so gibt es rund um den Globus mittlerweile gut ein Dutzend Biersorten, die als "Duff Beer" vertrieben werden. Ein paar wurden nach rechtlichen Schritten von Groening und der Fox-Gruppe, die zusammen die Rechte an den Simpsons halten, vom Markt genommen - etwa ein Produkt aus Australien und eines aus Neuseeland.

Wer macht das wirklich authentische "miese Bier"?

Die anderen Duff-Bier-Brauer aber haben die Optik ihres Produkts im Vergleich zum Getränk aus der Serie wenigstens geringfügig verändert - und entzogen sich damit dem Zugriff der Gerichte. Im Jahr 2004 etwa wurde am deutschen Bundespatentgericht eine Klage zurückgewiesen: Es sei nicht erwiesen, dass mehr als 60 Prozent der deutschen Biertrinker ein "Duff Beer" kennen würden, hieß es in der Urteilsbegründung - deshalb gebe es auch keinen besonderen Markenschutz.

An diesem Mittwoch nun beschäftigte Homer Simpsons mieses Bier erneut die deutsche Justiz: Der Bundesgerichtshof war dieses Mal dran. Gestritten wurde aber nicht, ob es überhaupt zulässig ist, Bier zu produzieren, das auf die Zeichentrick-Serie Bezug nimmt. Geklagt hatte die Duff Beer UG aus dem nordhessischen Eschweger. Die braut seit 2007 ein Produkt, das dem aus Homer Simpsons Wohnzimmer zumindest optisch ziemlich nahe kommt - und hatte es auch markenrechtlich schützen lassen. Ein anderer Getränkevertrieb hatte aber schon 1999 den Namen "Duff Beer" eintragen lassen - doch diese Marke ist optisch völlig anders gestaltet. Die Duff Beer UG wollte nun die Löschung des anderen Duff gerichtlich durchsetzen. Oder anders ausgedrückt: wer macht das wirklich authentische "miese Bier"? Der BGH wollte in diesem Streit ursprünglich noch am Mittwoch entscheiden, doch offenbar ist der Kampf um Homers Gesöff komplex: die Entscheidung wurde auf diesen Donnerstag verschoben.

Was aber auch nach allen Gerichtsentscheidungen dieser Welt bestehen bleibt, ist diese Frage: Was ist dran am Berufsverlierer Homer Simpson? Was macht ihn so reizvoll, dass viele sogar sein billiges, mieses Bier trinken wollen?

© SZ vom 06.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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