Start-ups:Mehr Geld für Ideen

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Neue KfW-Tochter soll junge Unternehmen mit zwei Milliarden Euro helfen. Die Bundesregierung will Gründern zudem den Zugang zu Fremdkapital erleichtern.

Von Markus Balser und Cerstin Gammelin, Berlin

Am Anfang des Milliardenplans stand eine schonungslose Analyse: Die deutsche Wirtschaft, hieß es Anfang des Jahres aus dem Bundeswirtschafts- und dem Finanzministerium, stehe vor enormen Herausforderungen durch Digitalisierung und disruptive Geschäftsmodelle - neue Firmen also, die wie der Fahrdienst Uber mit digitaler Technik plötzlich ganze Branchen revolutionieren. Oft sind es junge Start-ups aus den USA, die so den Durchbruch schaffen. In Deutschland gibt es bislang oft zu wenig Geld, um digitalen Ideen zum Erfolg zu verhelfen. Drei Milliarden Euro an deutschem Wagniskapital stehen rund 50 Milliarden Euro in den USA gegenüber.

Damit Deutschland im Ringen um den Aufbau der Unternehmen der Zukunft nicht abgehängt wird, wollen die Ministerien nun mit konkreten Maßnahmen gegensteuern. Auf 14 Seiten listen sie zusammen mit der bundeseigenen Bank KfW Pläne auf, wie mehr Wagniskapital des Instituts einen Schub für die Wirtschaft auslösen soll. Es geht um viel Geld für Gründerfonds und um den Aufbau einer neue Tochter der Staatsbank, die sich allein der Finanzierung von Start-ups widmen soll. Diese soll Anfang 2018 gegründet werden und eine "dauerhafte, organisatorisch eigenständige Struktur für die Beteiligungsfinanzierung" etablieren. Sie soll demnach als Finanzunternehmen eingestuft und durch die Risikosteuerung der KfW sowie durch einen eigenen Aufsichtsrat überwacht werden.

Unternehmen haben es in Deutschland kurz nach der Gründung schwer

Der Bericht der Ministerien an den Bundestag listet im Detail auf, was sich ändern soll. "Die KfW plant, das jährliche Zusagevolumen sukzessive bis 2020 auf 200 Millionen Euro zu verdoppeln", heißt es in dem Papier. Dieser Ausbau führe zu einem "Zusagevolumen von rund zwei Milliarden Euro in den nächsten rund 10 Jahren", heißt es weiter. Denn vor allem in der Wachstumsphase nach der Gründung gibt es in Deutschland dem Bericht zufolge Defizite bei der Finanzierung. Für Unternehmen, die den Durchbruch bereits geschafft hätten, sei der Kapitalzugang "recht gut". Es mangele jedoch an der frühen Finanzierung für die Phase, "in der die Unternehmen neue Märkte (versuchsweise) erschließen und schnell wachsen wollen". Die Lücke beziffert das Papier auf rund 500 bis 600 Millionen Euro im Jahr. Mit öffentlichen Mitteln könne gezielt geholfen werden, die Lücke zu schließen. Die Bundesregierung will neben der Eigenkapitalförderung auch den Zugang zu Fremdkapital über die KfW erleichtern. So soll der hier zu Lande bislang schwach ausgeprägte so genannte "Venture-Debt-Markt" gefördert werden. Dabei geht es um Kredite mit kurzen Laufzeiten und regelmäßigen Zins- und Tilgungszahlungen.

Mit dem Vorstoß reagiert die Politik auf Warnungen, ganze Branchen könnten mit der Digitalisierung im internationalen Konkurrenzkampf zurückfallen. Vor allem der Mittelstand sei gefährdet, urteilen Studien. "Für den digitalen Wandel brauchen wir Innovationen und eine entsprechende Finanzierung guter Geschäftsideen", sagt Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries der SZ. Mit dem ausgebauten KfW-Engagement wolle man ein klares Signal an den Markt senden. Die Große Koalition hatte eine bessere Förderung von Start-ups angekündigt. Ende März hatte der Bundestag sie aufgefordert, für ein größeres KfW-Engagement zu sorgen. Bislang war jedoch unklar, in welchem Volumen und wie genau dies umgesetzt wird.

"Beim Thema Wagniskapital sind wir in den letzten zwei Jahren enorm vorangekommen", sagte Finanzstaatssekretär Jens Spahn der SZ. "Mit der Gründung einer Beteiligungstochter der KfW geht es noch einen qualitativen Schritt weiter. Eine eigenständige Gesellschaft ermöglicht schnellere Entscheidungen und das Anwerben eines Teams, dass sich in den etwas schwerfälligeren KfW-Strukturen sicher nicht so wohl gefühlt hätte." Der Verwaltungsrat der KfW muss dem Plan noch zustimmen. Noch seien einige rechtliche Fragen zu klären, heißt es aus der Regierung. Deshalb sei ein Start erst zum Jahresanfang 2018 möglich. Personalentscheidung seien noch nicht getroffen worden. Die Personalsuche für die neue Tochter aber laufe aber bereits.

© SZ vom 13.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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