Start-ups:Auf Fang gegangen

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Christian Henschel, Chef von Adjust, war seit Januar auf Investorensuche. (Foto: oh)

Die Berliner Firma Adjust hat 227 Millionen Dollar eingesammelt, in einer der größten Finanzierungsrunden Europas. Adjust ist eine der wenigen deutschen Firmen, die in China erfolgreich sind. Dort will das Software-Unternehmen expandieren.

Von Katharina Kutsche, München

Das Berliner Start-up Adjust hat dieser Tage 227 Millionen Dollar bei Kapitalgebern eingesammelt. Damit haben sich die Gründer eine der größten Finanzierungsrunden Europas gesichert, so die Agentur Reuters. Investoren sind unter anderen Gesellschaften wie Eurazeo Growth aus Paris, Sofina aus Brüssel, Morgan Stanley Alternative Investment Partners und Highland Europe. Eine größere Finanzierungsrunde hat in diesem Jahr nur das Start-up Getyourguide, ebenfalls aus Berlin, geschafft: mit 484 Millionen Dollar.

Adjust wurde 2012 von Christian Henschel, Manuel Kniep und Paul Müller gegründet. Alle drei sind im Unternehmen tätig, Henschel als Geschäftsführer. Das Start-up entwickelte eine Software, mit der sich das Verhalten von Nutzern analysieren lässt, die per Smartphone-App einkaufen, ihr Konto verwalten oder spielen. Anbieter können so etwa erfahren, welche ihrer Werbeanzeigen bei Nutzern Erfolg hatte und von welchen Kanälen die potenziellen Kunden kamen, ob über das mobile Netz oder eine In-App-Anzeige beispielsweise. Rund 25 000 Apps arbeiten bereits mit dem Adjust-Software-Kit, ohne dass ihren Nutzern das bewusst sein dürfte. Ergänzend bietet das Unternehmen eine Anti-Betrugs-Software namens Fraud Prevention Suite an.

Adjust ist nach eigenen Angaben seit vier Jahren profitabel und beschäftigt 350 Mitarbeiter an 15 Standorten, darunter San Francisco, New York und Peking. Knapp ein Drittel seiner Umsätze macht das Start-up in den USA, weitere 30 Prozent in China und Südostasien. Der Erfolg in China dürfte auf die Kooperation mit Tencent zurückzuführen sein. Seit 2017 arbeitet Adjust mit dem chinesischen Konzern zusammen, der unter anderem den Messengerdienst Wechat betreibt. Über diesen organisieren 960 Millionen Chinesen ihr Privatleben, bestellen Essen und bezahlen.

Im Januar 2019 übernahm das Berliner Unternehmen das israelische Cybersecurity-Start-up Unbotify. Zu dem Zeitpunkt hatte das Onlineportal Gründerszene berichtet, Adjust bereite eine neue Finanzierungsrunde vor und strebe eine Unternehmensbewertung von einer halben Milliarde Euro an. Auch die Voraussetzungen für einen Börsengang erfülle das Start-up. "Wir haben gut verstanden, wie der Kundengewinnungsprozess funktioniert, und jetzt wollen wir die Maschine noch schneller machen", zitiert das Portal nun Adjust-Chef Henschel. Mit dem neuen Kapital wollen die Gründer die Expansion in Fernost vorantreiben sowie weitere Unternehmen akquirieren.

© SZ vom 13.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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