Unternehmertum:Gründer brauchen starke Nerven

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Lukas Zanger ist Mitgründer des Robotik-Unternehmens Magazino. 2014 gewann es den Münchner Businessplan Wettbewerb. Gründen macht Spaß, aber auch viel Arbeit, erzählt er beim Fest in München am Donnerstagabend. (Foto: Andreas Gebert/oh)

Der Münchner Businessplan Wettbewerb wird 25 Jahre alt. Seine Geschichte spiegelt wider, wie sich die Gründerszene in Deutschland verändert hat.

Von Elisabeth Dostert

Es dauert nicht lange und Francisco Pan-Montojo zeigt auf seinem Smartphone Fotos von den Schweinen. Sein Blick wandert erwartungsvoll hin und zurück vom Smartphone zu den Zuhörern. Pan-Montojo ist Mitgründer des Münchner Unternehmens Neurevo. Es will den Kampf gegen neurologische Krankheiten wie ALS oder Parkinson "revolutionieren". Revolutionieren ist eines der Lieblingsworte im Vokabular von Gründern und vielleicht muss der Anspruch auch so riesig sein, um durchzuhalten. Neurevo hat noch kein Medikament auf dem Markt, die Firma wurde auch erst 2020 gegründet, und Pan-Montojo arbeitet immer noch als Neurologe und Psychiater in einem Krankenhaus. Das Start-up entwickelt unter anderem ein Medikament für Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben. Es soll die Schäden, zum Beispiel motorische Störungen, eindämmen. In unabhängigen präklinischen Studien wurde ein Kandidat an Schweinen getestet. "Es wirkt", sagt Pan-Montojo, und deshalb trägt er die Fotos mit sich rum.

Neurovo ist einer der Schützlinge des Netzwerkes Bay-Start-Up. Es berät Gründer, wie man Businesspläne schreibt, sich organisiert, präsentiert und vermittelt Investoren. Bay-Start-Up schreibt auch den Münchner Businessplan Wettbewerb aus, den Neurovo 2020 gewonnen hat. Zum ersten Mal wurde er 1996 veranstaltet. 25 Jahre alt ist er, das feiern sie jetzt. Allein in den vergangenen zehn Jahren habe Bay-Start-Up fast 4500 Gründungsteams beraten, sagt Carsten Rudolph, Geschäftsführer von Bay-Start-Up. Er hat Ende der 90er und Anfang der 2000er selbst mal für ein Start-up gearbeitet. Es wollte eine elektronische Gesundheitsakte entwickeln. "Man kann mit einer Idee auch zu früh dran sein", sagt Rudolph.

"Nicht die Nerven verlieren", sagt ein Seriengründer

Die Geschichte des Wettbewerbs spiegelt wider, wie sich die Gründerszene in Deutschland entwickelt hat. Als Lothar Stein, einer der Erfinder, nach ein paar Jahren im Silicon Valley für die Beraterfirma McKinsey, Mitte der 90er Jahre nach München zurückkam, habe er Start-ups vermisst, sagt er. Er und ein paar Mitstreiter riefen den Münchner Businessplan Wettbewerb ins Leben. Gründen sei damals für viele keine Option gewesen gewesen. Es habe Professoren gegeben, die ihre Studenten vor die Wahl stellten, Start-up oder Promotion und viele entschieden sich für die Uni. "Das gibt es so nicht mehr", sagte Stein, der auch Aufsichtsrat von Bay-Start-Up ist, bei der Jubiläumsfeier diese Woche in München. Arne Skerra, Sieger aus dem Jahr 2000, hat Ratschläge, die bis heute gelten: "Vorsicht mit Investoren" und "Durchhalten, es gibt mehr Tiefen als Höhen", da dürften Gründer nicht die Nerven verlieren.

Als die Blase der New Economy Anfang des Jahrtausends platzte, blieben die Investoren aus. Ungeachtet der Krise baute Helmut Schönenberger 2002 mit großer finanzieller Hilfe von BMW-Großaktionärin Susanne Klatten das Gründer- und Innovationszentrum Unternehmertum auf. Viele der Gründer aus den Anfangsjahren seien heute die "Serienunternehmen, die das Eco-System anheizen". Aber der Mangel an Risikokapital bleibt lange ein Problem. Die Arroganz des Geldes bekam Alex von Frankenberg zu spüren, als er als Geschäftsführer des 2005 gegründeten High-Tech-Gründerfonds (HTGF) Investoren kontaktierte. "Manchmal kamen wir nicht über den Warteraum hinaus." Die mittlerweile drei HTGF-Fonds speisen sich aus öffentlichem und privatem Kapital, ein vierter ist geplant.

Die Finanzierungslage habe sich, sagt Rudolph, deutlich verbessert: "Die Start-ups entwickeln sich heute schneller." Das klingt für Lukas Zanger, Mitgründer der Robotik-Firma Magazino, zu sehr nach "Happy-Clappy-Zeit". Er will die Stimmung am Gründen nicht vermiesen. "Die Hochs sind immer noch hoch und die Tiefs sind sehr tief. Es macht wahnsinnig viel Spaß, es ist aber sehr intensiv."

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