Staatlicher Rettungskredit:Nothilfe für Quelle

Gnadenfrist für das Versandhaus: Der Notkredit ist endlich bewilligt, doch keiner weiß, ob Quelle überhaupt eine Zukunft hat. Genau dies kann das insolvente Unternehmen jetzt herausfinden.

Uwe Ritzer

Nun also doch. Nach einem langen Streit, der mit zunehmender Dauer das Vertrauen der Kunden in den Fortbestand von Quelle untergrub, erhält das Versandhaus eine Gnadenfrist. Nichts anderes ist der am Montagabend beschlossene Massekredit in Höhe von 50 Millionen Euro. Er sichert keineswegs das Überleben des insolventen Unternehmens. Deshalb ist er auch keine langfristig wirksame Staatshilfe, wie sie derzeit vielfach verlangt wird.

Dank des Massenkredits kann der neue Quellekatalog ausgeliefert werden. (Foto: Foto: ddp)

Aber darum ging es auch gar nicht. Keiner weiß im Moment, ob Quelle überhaupt eine Zukunft hat. Bisher ist ja nicht einmal klar, warum das Unternehmen überhaupt in die Krise geschlittert ist. Erst drei Wochen sind seit dem Insolvenzantrag vergangen. Das ist zu wenig, um die Situation eines derart verschachtelten Unternehmens vernünftig zu analysieren. Noch dazu, wenn der dafür zuständige vorläufige Insolvenzverwalter mit null Euro in der Kasse erst einmal damit beschäftigt ist, den Laden am Laufen zu halten.

Nun hat Klaus Hubert Görg dank des Kredits die notwendige Zeit gewonnen. Bis Anfang September lässt ihm das Insolvenzrecht Zeit für eine verlässliche Einschätzung und eine Prognose, ob das Versandhaus saniert werden kann und wenn ja, zu welchen Bedingungen.

Den Massekredit abzulehnen, hätte hingegen das sofortige Ende des Unternehmens bedeutet. Quelle wäre in Konkurs gegangen, ohne dass die Ursachen des Scheiterns zuvor sorgfältig diagnostiziert worden wären. Nebenbei hätten Politiker wie Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ihre Glaubwürdigkeit verspielt, die seit Wochen behaupten, dass eine Insolvenz auch eine Chance für ein Unternehmen sein kann.

© SZ vom 30.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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