Sparkassen:Luft raus

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Mit einer Kontoführungs-App namens Yomo wollten die Sparkassen den Direktbanken etwas entgegensetzen. Nun aber hakt es gewaltig bei dem Prestigeprojekt. Eine große Sparkasse hat sich vorübergehend sogar zurückgezogen.

Von Meike Schreiber

Natürlich kommt auch Yomo nicht ohne den üblichen Start-up-Kitsch aus. "Nächtelang haben wir nachgedacht und festgestellt: Uns geht es um dich", steht auf der Webseite der neuen Kontoführungs-App zu lesen. Man habe sich daher "Yomo" genannt, das stehe für "your money". Nicht nur Kontoführung könne die App, sie passe auch noch "zum Nagellack". Dazu Bilder von jungen Leuten in Kapuzenpullis, die sich gleichsam Tag und Nacht um die Entwicklung des Angebots kümmern.

Ob es bei Yomo nun auch dauerhaft etwas zu entwickeln gibt, das ist zunehmend ungewiss. Zwar stehen hinter dem neuen Angebot neun große Sparkassen, also erfahrene Banken. Auch die Stadtsparkasse München ist dabei. Sie haben die App vor mehr als zwei Jahren auf den Weg gebracht - als Antwort auf Konto-Apps wie N26 oder Online-Banken wie Comdirect und ING-Diba, und natürlich, um junge Kunden von 18 bis 35 Jahren zu binden. Zuletzt konnten Kunden die App herunterladen und tatsächlich ein Konto eröffnen, nach vielen Monaten Entwicklung und Testphase.

Das Projekt aber kommt nur mühsam voran. Mit der Hamburger Sparkasse (Haspa) und der Bremer Sparkasse haben sich jetzt zwei große Häuser mehr oder weniger zurückgezogen, zwar nur vorübergehend und aus IT-technischen Gründen, wie die Haspa betont. "Ein mobiles Konto für die junge Zielgruppe" könne man aber erst ab Mitte 2019 anbieten, erläutert eine Sprecherin. Das Portal Finanz-Szene hatte zuerst darüber berichtet. Für die beteiligten Sparkassen ist das Anlass zur Sorge. "Wenn die größte Sparkasse ausscheren sollte, dann ist das kein gutes Zeichen", sagte ein Sprecher der Sparkasse Düsseldorf. Wie viele Kunden seines Hauses die App bislang heruntergeladen hätten, wollte er nicht sagen. "Das Projekt läuft schleppend, aber es ist immerhin eine gute Möglichkeit, Funktionen auszuprobieren."

Zumindest das: Etwas ausprobieren. Das Vorhaben aber krankt an mehreren Stellen: Große Sparkassen mögen bereits seit Jahren mit einer gemeinsamen Online-Bank liebäugeln, vor allem in den Städten, wo Direktbanken stark sind. Viele Sparkassen auf dem Land aber sind dagegen, weil sie um ihre Kunden fürchten. Zudem fallen für Yomo, anders als sonst bei den Sparkassen, keine Gebühren an. Und: Die App können auch Kunden nutzen, die nicht im Gebiet der anbietenden Kasse wohnen. Das setzt das den Instituten heilige Regionalprinzip außer Kraft, wonach man sich nicht Konkurrenz macht. Es gab daher - wie so oft bei den Sparkassen - keine Einigkeit. Investitionen in gemeinsame Werbung? So gut wie Null. Und die Entwicklungskosten von geschätzt rund zehn Millionen Euro? Müssen wohl bald abgeschrieben werden.

© SZ vom 22.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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