Sparkassen:Es wird noch einmal teurer

Lesezeit: 3 min

Viele Sparkassen haben 2016 die Gebühren erhöht - ohne, dass die Kunden massenhaft die Flucht ergriffen. Nun sehen sie Spielraum für noch höhere Preise. Negativzinsen für Privatkunden sollen vermieden werden - solange es eben geht.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Girokonto, Girocard, Geldabheben: Die Kunden der 396 deutschen Sparkassen müssen mit weiter steigenden Gebühren für Bankdienstleistungen rechnen. "Wir werden und wir müssen die Spielräume nutzen, die der Markt bietet", sagte Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt. Wie groß diese Spielräume sind, dazu wagte Fahrenschon allerdings keine genaue Prognose: Jedes Geldhaus entscheide selbst über die Preise.

Den Trend gibt es schon länger: Bereits 2016 erhöhten Volksbanken, Sparkassen und auch viele private Institute mehr oder weniger heimlich die Gebühren für Konten und Karten. Sie begründen dies mit der Nullzinspolitik der Zentralbank, die ihnen das Geldverdienen erschwere. Nur noch wenige Banken bieten ihren Kunden daher kostenlose Girokonten. Der Hintergrund: Früher verdienten die Kreditinstitute mit dem Girokonto schon allein deshalb Geld, weil sie das Kundenguthaben verzinst etwa in Staatsanleihen anlegten. Heute gibt es dafür keine Rendite mehr. Hinzu kommt: Wenn sie überschüssige Spargelder bei der Zentralbank parken müssen, zahlen sie sogar 0,4 Prozent Strafzins. Sowohl die Niedrigzinsen als auch die Gebühren hinterließen 2016 deutliche Spuren in den Bilanzen der Sparkassen. So ging zum einen der wichtigste Ertragsbringer, der Zinsüberschuss, um 3,7 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro zurück. "Die Effekte des Niedrigzinses sind zum ersten Mal deutlich sichtbar", sagte Fahrenschon. Bislang profitierten die Institute noch von lang laufenden und höher verzinsten Wertpapieren in den Bilanzen. Dieser erfreuliche Effekt ist nun aber bald vorbei.

Zugleich aber gelang es den Sparkassen, die höheren Preise durchzusetzen, ohne massenhaft Kunden zu verschrecken. Ihnen spielt in die Hände, dass viele Verbraucher zwar beim Tagesgeld oder der Baufinanzierung die Konditionen vergleichen, beim Girokonto aber die Mehrheit der Deutschen der Hausbank die Treue hält. Mit Provisionen - also Gebühren - erwirtschafteten die Sparkassen im vergangenen Jahr 7,2 Milliarden Euro und damit 3,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Absolut stieg die Zahl der Girokonten um rund rund 216 000 auf gut 35 Millionen an, ohne Tagesgeld und Geldmarktkonten. Unter dem Strich hielten die Sparkassen den Jahresüberschuss bei zwei Milliarden Euro.

Kosten drücken: Die Zahl der Mitarbeiter und der Filialen soll weiter sinken

Der Kundenzuwachs jedoch hat auch Nachteile: So spülte er den Sparkassen noch mehr Spareinlagen in die Bilanzen als im starken Vorjahr. Was früher noch eine Erfolgsmeldung war, ist angesichts der Strafzinsen der Zentralbank aber nun ein Problem. Das liegt auch daran, dass sie seit Mitte 2016 nicht mehr die Möglichkeit hatten, Einlagen ihrerseits zinsfrei bei ihren Dachinstituten anzulegen, den Landesbanken. Firmenkunden und Kommunen berechnen die Institute daher längst Negativzinsen für ihre Einlagen. Inzwischen steht die Frage im Raum, wie lange die Sparkassen noch Negativzinsen für Privatkunden vermeiden können. "Die Sparkassen wollen einen solchen Schritt nicht und wir stemmen uns mit ganzer Kraft dagegen, auch zu Lasten der eigenen Ertragslage", sagte Fahrenschon.

Die Sorge ist nun jedoch diese: Sollte eine große Bank oder Sparkasse beginnen, Negativzinsen zu berechnen, werden andere wohl mit Einlagen überschwemmt. Das würde wiederum einen Dominoeffekt auslösen. "Sobald der erste große Marktteilnehmer Negativzinsen für Privatkunden erhebt, werden auch wir gezwungen sein nachzuziehen", sagte Ralf Fleischer, Chef der Stadtsparkasse München erst unlängst. Fahrenschon mahnte die Mitgliedsinstitute daher zu Disziplin: "Wir sind uns sehr bewusst, was passieren würde, wenn ein Institut plötzlich damit anfängt".

Die kommenden Jahre müssten die Sparkassen ohnehin "weiter entschlossen gegensteuern", sagte der Sparkassenpräsident. Die Institute seien gezwungen, Antworten zu finden: Die Kosten müssten gesenkt werden - auch über einen "sozialverträglichen Abbau von Arbeitsplätzen".

Die Zahl der Mitarbeiter verringerte sich um gut 9000 auf 224 700. Weiter ausgedünnt wurde 2016 auch das Filialnetz: Die Zahl der Standorte inklusive Selbstbedienungsstellen sank um fast 700 auf 13 784. Dieser Trend wird sich "in vertretbarem Umfang" fortsetzen.

Zu schaffen macht den Sparkassen derzeit aber auch eine ihrer Landesbanken. Die HSH Nordbank muss auf Geheiß der EU-Kommission verkauft werden. Gelingt das nicht, muss das Hamburger Geldhaus abgewickelt werden. Die Sparkassen sind nicht nur Minderheitseigner der Landesbank, sondern auch über einen Haftungsverbund mit ihr verwoben. Daher müssten sie sich womöglich an den Kosten einer Abwicklung beteiligen. Fahrenschon jedoch sieht in erster Linie die Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein in der Pflicht. Das Ergebnis des Verkaufsprozesses müsse abgewartet werden. "Dann müssen die Eigentümer ihrer Verantwortung gerecht werden", sagte Fahrenschon. "Bei zwei deutschen Bundesländern kann ich mir gar nicht vorstellen, dass sie das nicht machen."

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: