Soziales:Initiative fordert mehr Hilfe für Obdachlose

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Dortmund (dpa/lnw) - Mit einem gut einwöchigen Protestcamp „Schlafen statt Strafen“ will eine Bürgerinitiative mehr Hilfen für obdachlose Menschen in Dortmund einfordern. Notunterkünfte seien nicht für alle Menschen kostenlos zugänglich, es gebe dort oft keine Privatsphäre, die hygienischen Bedingungen seien mitunter katastrophal - und viele suchten sie nicht auf, aus Angst bestohlen zu werden, sagte eine Sprecherin der Initiative am Montag. Die Kommune müsse mehr tun. „Es braucht mehr menschenwürdige Übernachtungsplätze, keine Massenschlafstätten, wo die Menschen doch nicht hingehen.“

Obdachlose Männer und Frauen würden von Ordnungsdienst und privaten Sicherheitsdiensten vor allem aus der Innenstadt verdrängt, Ladeneingänge seien sogar nachts geräumt worden, kritisierte die Initiative. Es sei bedauerlich, dass Oberbürgermeister Thomas Westphal und Sozialdezernentin Birgit Zoerner (beide SPD) einer Einladung in das Camp mit umfangreichem Begleitprogramm bisher nicht gefolgt seien. Am Programm bis kommenden Sonntag seien Obdachlose aktiv beteiligt und wollten in den Dialog treten.

Derzeit sind in dem Camp 15 kleine Schlafzelte aufgebaut, zudem ein Gemeinschaftszelt und eines zur Verpflegung. Zelte und Schlafsäcke waren zuvor gespendet und auch an weitere Obdachlose verteilt worden - zum Teil kamen diese von Aktivsten des früheren Braunkohleweilers Lützerath, wie die Sprecherin auf dpa-Anfrage sagte. Mehrere Medien hatten über die Aktion berichtet.

Der Grünen-Ratsfraktion zufolge hat die Übernachtung obdachloser Menschen im Freien „sichtbar“ zugenommen. Zugleich gebe es freie Plätze in Übernachtungseinrichtungen, sagte Fraktionsgeschäftsführer Stefan Neuhaus. Es müsse geklärt werden, was Grund für diese Diskrepanz sei und ob es strukturelle Änderungen brauche. Es gebe mehrere hundert Obdachlose in der drittgrößten NRW-Stadt, die genaue Zahl sei unklar.

Die Grünen wollen nach Neuhaus' Worten weiter Druck machen für das Konzept „Housing First“: Wohnungslose sollten so direkt mit Mietvertrag in Wohnungen einziehen können und dabei begleitet werden. Bisher müssten sie in mehreren Maßnahmen dafür erst eine „Wohnfähigkeit“ nachweisen.

© dpa-infocom, dpa:230130-99-410697/2

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