Soziale Netzwerke:Nutzer-Exodus bei MySpace

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Alarmierende Zahlen für MySpace: Zehn Millionen regelmäßiger Nutzer verlassen das Portal - in einem Monat. Der Niedergang birgt auch Lehren für Facebook.

Das einstmals größte soziale Netzwerk der Welt trudelt weiter dem Abgrund entgegen: Neuesten Zahlen des US-Marktforschungsunternehmens comScore zufolge hat MySpace alleine zwischen Januar und Februar zehn Millionen regelmäßiger Nutzer verloren.

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Ob Google, Facebook oder zahllose Nachrichtenseiten: Als sie online gingen, waren viele bekannte Internetportale alles andere als ein Augenschmaus für ihre Nutzer. Eine Zeitreise.

Damit hat das Freundschaftsnetzwerk offenbar genau das Gegenteil dessen erreicht, was die Verantwortlichen bezwecken wollten. Vor gut einem Jahr besuchten die Seite noch 95 Millionen User jeden Monat; damals hatten die MySpace-Macher mit einer Serie von optischen Veränderungen der Plattform begonnen. Doch die Modernisierung schlug offenbar fehl: Inzwischen liegt die monatliche Nutzerzahl nur noch bei 63 Millionen.

2005 noch war MySpace die größte Mitmachweb-Plattform der Welt. Der US-Medienzar Rupert Murdoch übernahm das Unternehmen für 580 Millionen Dollar, im Jahre 2006 meldete sich Nutzer Nummer 100.000.000 an.

Doch zu diesem Zeitpunkt hatte bereits der Aufstieg von Facebook begonnen, das sich als deutlich benutzerfreundlichere Seite präsentierte. Über die Verzahnung mit dem Rest des Webs, eine bessere Darstellung von Freundesaktivitäten und eine deutlich seriösere Anmutung lief die Firma von Jungunternehmer Mark Zuckerberg MySpace bald den Rang ab.

Bereits seit längerem hat MySpace seine Niederlage im Duell mit dem Konkurrenten akzeptiert. Seit Oktober vergangenen Jahres können sich Nutzer bei MySpace mit ihrer Facebook-Identität anmelden, MySpace-Chef Mike Jones erklärte damals, MySpace sei kein soziales Netzwerk mehr, sondern ein "Portal für soziales Entertainment".

Musiker verlassen die Seite

Dieser Kurs ist aber offenbar gescheitert: Prominente Musiker, für die MySpace aufgrund des eingebauten Musik-Players zuvor noch als äußerst interessant gegolten hatte, haben der Seite inzwischen den Rücken gekehrt.

Zudem zwingen hohe Sparvorgaben des Murdoch-Konzerns News Corporation MySpace zu einem massiven Stellenabbau: 2009 musste ein Drittel der Belegschaft gehen, im Januar wurden die verbliebenen Stellen nochmals um die Hälfte gekürzt. News Corp. ist offenbar nicht bereit, weiter in das höchst defizitäre Unternehmen zu investieren. Ob sich mögliche Käufer wie AOL oder Yahoo allerdings für das darbende Netzwerk begeistern können, ist ungewiss.

Der Niedergang von MySpace zeigt auch, wie schnell soziale Netzwerke an Attraktivität verlieren können. Die Verantwortlichen des Unternehmens reagierten zu spät auf die steigende Nutzung des Internets über mobile Endgeräte, zudem fokussierten sie sich zu sehr auf die Weiterentwicklung der Webseite, statt über eine geschlossene Plattform hinaus zu denken.

Sich zu sehr auf die gegenwärtig gültigen Standards zu konzentrieren, kann man Facebook derzeit nicht vorwerfen. Allerdings wachsen Unternehmen und Plattform derzeit so stark, dass schnelle Änderungen immer schwieriger umzusetzen sind.

Auch wenn noch kein Gegner in Sicht ist: Der Gefahr eines ähnlichen Schicksals wie MySpace dürften sich Mark Zuckerberg und sein Team deutlich bewusst sein.

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