Softwarekonzern:Microsoft wirft Elop raus

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Stephen Elop muss Microsoft verlassen. (Foto: REUTERS)
  • Stephen Elop muss Microsoft verlassen. Dort hatte er die Gerätesparte verantwortet.
  • Der frühere Nokia-Chef hatte auch bei Microsoft keine glückliche Hand.

Von Helmut Martin-Jung

Um einen beißenden Kommentar, um eine schnelle Replik war er noch nie verlegen. Wenn Stephen Elop, durchschnittlich groß und etwas bullig gebaut, eine Bühne betritt, dauert es nie lange, bis er die volle Aufmerksamkeit hat. Zuletzt war es allerdings ruhig geworden um den Kanadier, der sich nun, mit 51, einen neuen Job suchen muss. Der Softwarekonzern Microsoft, bei dem er die Gerätesparte verantwortete, hat einen größeren Umbau des Top-Managements angekündigt, dem auch Elop zum Opfer fällt.

Elop hatte 2008 bei Microsoft angefangen und sich zunächst um das Geschäftskunden-Segment gekümmert. 2010 holte ihn Nokia als neuen Chef. Doch auch Elop konnte den Niedergang des einstigen finnischen Vorzeigekonzerns nicht verhindern. Es kam schließlich zum Verkauf der Handysparte an Microsoft - immerhin 5,44 Milliarden Dollar bekamen die Finnen für ihr Filetstück.

Dabei hatte Elop Großes vorgehabt: Nokia habe weit mehr Möglichkeiten als nur Telefone zu bauen, tönte er. Vor allem dass die Nokia-Handys besonders gut mit Microsofts noch immer dominierenden Betriebssystem Windows zusammenarbeiten würden, strich er als Vorteil heraus. Dass er, der ehemalige Microsoftie, der finnischen Firma Windows als Betriebssystem für die neuen Geräte verordnet hatte, sehen viele Kritiker aber als Todesstoß für das ohnehin schon gebeutelte Nokia.

Auch als Nokias Handysparte an Microsoft gegangen und er zum Chef der Gerätesparte ernannt worden war, verkündete Elop wieder große Sachen: "Bei Nokia war der einzige Weg, Geld zu verdienen, ein Telefon zu verkaufen. Bei Microsoft müssen wir etwas weiter denken." Das widersprach zwar dem, was er einige Jahre davor über Nokia gesagt hatte, Microsoft aber beförderte ihn trotzdem in den Vorstand. Und zeigte in der Folge viel Geduld.

Vielleicht zu viel. Denn während Apple mit seinem iPhone den Weltmarkt in beispielloser Weise erobert, während Google nachzog und sein System Android zum weltweit am meisten verbreitetsten für die neuen Smartphones machte - während sich also die ganze Industrie in Richtung mobile Geräte verschob, konnte Microsoft nur mehr oder weniger zusehen.

Das kostete schließlich auch den langjährigen Microsoft-Chef Steve Ballmer den Job. Sein Nachfolger, der ruhig und bescheiden auftretendende gebürtige Inder Satya Nadella, der Anfang 2014 ans Ruder kam, riss dieses radikal herum. Reorganisation ist seither ein Wort, das man in Redmond, der Firmenzentrale von Microsoft, sehr oft hört. 18 000 Menschen hat er bereits entlassen, der Bürokratie den Kampf angesagt. Alte Zöpfe wurden abgeschnitten. Und wer nicht schnell genug Erfolge bringt, hat es auch schwer unter dem auf Erfolg programmierten Nadella.

Elop hatte es trotz wohlklingender Ankündigungen nicht geschafft, mit den mobilen Geräten von Microsoft - Tablets der Marke Surface und Handys der Marke Lumia - entscheidend Marktanteile zurückzuerobern. Zugegebenermaßen keine leichte Aufgabe. Doch dieser Misserfolg wird für Microsoft zunehmend zur Bedrohung. Denn das große Wachstum kommt für die meisten Technologiekonzerne derzeit aus dem Geschäft mit mobilen Geräten oder dazu passender Software.

Außer Elop werden auch Eric Rudder, Leiter des Bereichs Advanced Technology and Education, sowie Kirill Tatarinov, Leiter des Geschäftskunden-Segments, ihren Platz räumen müssen. Alle drei sollen aber noch für eine Übergangszeit in der Firma bleiben. Mit Elops Weggang erhält Terry Myerson, bisher für Betriebssysteme zuständig, nun auch die Aufsicht über die Gerätesparte. Viel Zeit aufzuholen, wird auch er nicht haben.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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