Smartphone und Co.:Wenn der Akku schwächelt

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Ein Junge beim Pokemon-Go-Spiel: Alle Applikationen, die mit GPS laufen, kosten Energie, der Akku entlädt sich schneller. (Foto: Remko De Waal/dpa)

Wer gut mit dem Akku seiner Elektrogeräte umgeht, kann ihre Lebensdauer verlängern. Das ist gar nicht so schwierig.

Von Katharina Kutsche, München

Es ist ja schon ärgerlich genug, dass die zuweilen sehr teure Elektronik im Schnitt nicht länger als drei Jahre hält. Kritiker haben Hersteller gar im Verdacht, dass sie die Haltbarkeit ihrer Produkte bewusst herabsetzen - geplante Obsoleszenz heißt das in der Experten-Sprache. Doch oftmals ist gar nicht das Gerät an sich kaputt, sondern nur sein Akku. So hängt es an der integrierten Stromversorgung, nicht an der Mechanik, wie lange Geräte durchhalten. Woran liegt das - und was ist eigentlich ein Akku, kurz für Akkumulator, zu Deutsch Sammler?

Stefan Vetter, Ingenieur für Elektronik und Technische Informatik, ist Manager beim Batteriehersteller Varta. Er sagt, "ein Akku ist in seiner Funktionsweise und seinem Aufbau ähnlich wie eine Einweg-Batterie, nur aufladbar". Ein Akku besteht aus einer Anode und einer Kathode, die durch einen Elektrolyt getrennt sind. Steckt man ein Ladekabel an und führt dem Akku elektrische Energie zu, wandelt er diese in chemische Energie um und speichert sie. Zieht man das Ladekabel wieder ab und nutzt das Gerät, wandelt der Akku die chemische Energie wieder in elektrische um und entlädt sich so.

Allerdings leeren sich Akkus auch ungenutzt. Wie hoch der Anteil dieser Selbstentladung ist, hängt vom Akkutyp ab, also davon, aus welchen Elementen Anode und Kathode bestehen. Früher war das häufig Kadmium, heute sind vor allem drei Akkutypen im Umlauf. Akkus aus Nickel-Metallhydrid (NiMH) etwa finden sich in elektrischen Zahnbürsten, Rasierapparaten, Kameras oder Werkzeugen. Überall dort also, wo der Energiebedarf zwar hoch ist, die Kosten aber niedrig sein sollen. Lithium-Ionen-Akkus (Li-Ion) sind leichter und kleiner als die aus Nickel. Und während die NiMH-Akkus sich um rund 20 Prozent entladen, wenn sie einen Monat lang nicht genutzt werden, verlieren Li-Ion-Akkus nur rund zwei Prozent. Sie werden vor allem in Smartphones, Digitalkameras und MP3-Playern eingebaut. Die dritte Variante besteht aus Lithium-Polymer (LiPo). Diese Akkus sind beliebig formbar und werden daher für Elektronik mit kleinem oder flachem Gehäuse eingesetzt, Tablets etwa.

Dass die Speicher in ihrer Leistung nachlassen, ist völlig normal

Das Problem: Gerade die neuen Lithium-Akkus werden in aller Regel fest verbaut. Geben sie den Geist auf, kann sie der Nutzer nicht so einfach austauschen wie das bei einer Batterie möglich wäre. Der Wechsel beim Profi ist schnell so teuer, dass es sich nicht lohnt - wenn überhaupt ein passendes Ersatzteil zu bekommen ist. Ein ansonsten technisch einwandfreies Gerät wird so zum Wegwerfartikel. Für Hersteller und Händler ist das attraktiv, schließlich kaufen sich Verbraucher neue Geräte und vor allem: neue Modelle. So wurde das neue Samsung-Smartphone Galaxy S7 erst im März vergangenen Jahres präsentiert. Das noch neuere Galaxy S8 kam schon zwölf Monate später auf den Markt.

Dass Akkus nach einigen Jahren in ihrer Leistung nachlassen und irgendwann gar nicht mehr funktionieren, ist völlig normal, sagt Stefan Vetter. "Alterungsprozesse zerstören den Akku nach und nach: Mikrorisse etwa oder Metalle in den Elektrolyten, die den Kontakt zur Elektrode verhindern. So wird das System mit jedem Ladevorgang kontinuierlich zersetzt." Das liegt auch daran, dass viele Nutzer die Geräte jedes Mal vollständig aufladen. Der Akku steht bei 100 Prozent Ladezustand auch zu 100 Prozent unter Spannung. Am besten geht es ihm, wenn er zwischen 20 und 80 Prozent geladen ist. Deswegen rät Vetter davon ab, Mobiltelefone über Nacht zu laden. "Die intelligente Technik misst die Spannung und schaltet allein ab, wenn die Strommahlzeit gegessen ist", so Vetter. Aber eben erst, wenn der Akku voll ist.

Verbraucher können also selbst einiges dafür tun, dass ihr Akku etwas länger hält. Dazu gehört auch, ihn mit der richtigen Stromladung zu versorgen, sagt Vetter. Das Netzteil eines Smartphones etwa habe 1,8 Ampere. Hängt man das Telefon an einen Laptop und lädt über ein USB-Kabel mit 500-700 Milliampere, dauert der Ladevorgang dreimal so lang. Dazu kommt, dass über die USB-Verbindung meist parallel Daten übertragen werden und das Handy nebenbei lädt. Das alles strenge den Akku zusätzlich an.

© SZ vom 05.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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