Siemens will Schadenersatz:Der unbekümmerte Herr Kleinfeld

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Siemens möchte den alten Vorstand wegen der Korruptionsaffäre zur Kasse bitten. Die Ex-Chefs reagieren unterschiedlich: Pierer ist empört, Kleinfeld gibt sich gelassen.

Der ehemalige Siemens-Chef Klaus Kleinfeld hat sich gelassen zu den Vorwürfen gegen ihn in der Schmiergeld-Affäre geäußert.

Voller Vertrauen: Klaus Kleinfeld (Foto: Foto: ddp)

"Ich habe viel Vertrauen in die deutsche Gerichtsbarkeit und bin daher angesichts dieser Entwicklung keineswegs beunruhigt", erklärte Kleinfeld am Dienstagabend in einer kurzen Erklärung seines Arbeitgebers Alcoa.

Siemens hatte am Dienstag mitgeteilt, wegen der milliardenschweren Schmiergeldaffäre von seinen früheren Chefs Kleinfeld und Heinrich von Pierer sowie neun weiteren Ex-Managern Schadenersatz zu verlangen.

Dabei soll nicht nur die Manager-Versicherung haften, sondern das Unternehmen will auch auf die Privatvermögen der Ex-Vorstände zurückgreifen.

Die Manager hätten angesichts illegaler Geschäftspraktiken und Bestechung ihre Organisations- und Aufsichtspflichten vernachlässigt. Die jetzigen Siemens-Aufsichtsräte gehen gegen die Ex-Manager vor, da sie sonst Aktionärsklagen gegen sich fürchten müssen.

Kleinfeld ist inzwischen Chef bei dem US-Aluminiumkonzern Alcoa mit knapp 100.000 Beschäftigten. Alcoa erklärte in der Mitteilung vom Dienstagabend, man habe "umfangreiche Informationen in Sachen Siemens" eingeholt.

Betroffenheit und Bedauern

"Alcoa wird die Lage weiterhin beobachten und ist der Überzeugung, dass zu diesem Zeitpunkt kein weiterer Kommentar und keine weitere Handlung gerechtfertigt oder erforderlich sind."

Die Mitglieder des Alcoa-Boards seien der Auffassung, dass sie gut über alle relevanten Informationen in der Sache unterrichtet seien.

Der Anwalt von Ex-Siemenschef Pierer, Winfried Seibert, hatte erklärt, sein Mandant habe die Siemens-Entscheidung mit großer Betroffenheit und Bedauern zur Kenntnis genommen.

Pierer werde sich dagegen zur Wehr setzen und, wenn es soweit sei, eine Klageabweisung beantragen, weil er sich zu Unrecht in Anspruch genommen fühle.

Bei Siemens flossen insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro in dunkle Kanäle. Den Folgeschaden aus Strafen, Beraterkosten und Steuernachzahlungen bezifferte das Unternehmen bis Ende Juni auf 1,9 Milliarden Euro.

Kleinfeld hatte 2007 im Zuge der Schmiergeldaffäre bei Siemens nach nur zwei Jahren seinen Chefsessel räumen müssen, obwohl ihm persönlich nichts zur Last gelegt wurde. Seit Mai 2008 ist er Chef bei Alcoa.

© sueddeutsche.de/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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