Dass ein früheres Unternehmen nun gegen ihn vorgeht, das ist für Heinrich von Pierer ein schwerer Schlag. Pierer war am Dienstag offenbar geschockt, dass Siemens nun tatsächlich Schadenersatz von ihm und anderen ehemaligen Vorständen verlangt, wie sich das bereits abgezeichnet hatte.
Mr. Siemens will sich zur Wehr setzen
Über seinen Anwalt Winfried Seibert erklärte Pierer, er nehme diese Entscheidung des Aufsichtsrats "mit großen Betroffenheit und mit Bedauern zur Kenntnis". Außerdem kündigte Pierer an, er werde sich gegen die Vorwürfe und die angekündigten Forderungen "selbstverständlich zur Wehr setzen".
Pierer war von 1992 bis 2005 Vorstands- und anschließend bis 2007 Aufsichtsratschef des Konzerns, er galt im Unternehmen und in der Öffentlichkeit als "Mr. Siemens".
Keine Beratung mehr bei der Kanzlerin
Bei Teilen der Belegschaft bis hin zu Betriebsräten genießt er heute noch großes Ansehen. In Politik und Wirtschaft wird er aber mehr und mehr fallengelassen.
Im Frühjahr war seine Beratertätigkeit bei Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Ende gegangen, nachdem der Verdacht bekanntgeworden war, er habe zwei Manager persönlich zu Schmiergeldzahlungen angehalten. Pierer dementierte öffentlich und bei der Münchner Staatsanwaltschaft vehement.
"Organisierte Unverantwortlichkeit"
Die Staatsanwaltschaft leitete kein strafrechtliches Ermittlungsverfahren ein. Den Job bei Merkel war Pierer trotzdem los - die Kanzlerin ließ das Beratergremium, dem "Mr. Siemens" vorstand, einfach auslaufen.
Am Montag rechnete dann das Münchner Landgericht im ersten Prozess in der Schmiergeldaffäre mit dem früheren Top-Management um Pierer ab. Es habe eine "organisierte Unverantwortlichkeit" geherrscht. Nun stellt sich auch noch sein früheres Unternehmen gegen Pierer.