Schweden:Bald soll überall ein E-Motor drin sein

Der noble Hersteller Volvo ist besonders schmutzig - und ändert nun einfach seine Strategie.

Von Silke Bigalke, Stockholm

So still wie ein nordschwedisches Moor sei die Regierung im Dieselskandal, schrieb die Tageszeitung Svenska Dagbladet im Sommer 2016. Und fragte sich, ob das nun ein gutes Zeichen sei oder ein schlechtes. Volvo ist Schwedens größter Autohersteller und in verschiedenen Abgastests in Europa eher negativ aufgefallen. Im Herbst 2015 zum Beispiel hatte die Umweltschutzorganisation ICCT - sie war beteiligt an der Aufdeckung des VW-Dieselskandals - gemeinsam mit dem ADAC festgestellt: Ein getesteter Volvo stößt beinahe 15 Mal so viel Stickoxide aus wie erlaubt. Volvo erklärte das Ergebnis damals damit, dass der Wagen im Test ein fehlerhaftes Ventil habe, allerdings schneiden auch andere Fahrzeuge schlecht ab.

Inzwischen ist der Autohersteller vor allem wegen einer Sache in den Medien: Der Ankündigung, von 2019 an nur noch Elektro-Autos und Hybride zu entwickeln. Eine Revolution, die bei genauerem Hinsehen weniger drastisch ist, als sie klingt. Volvo wird weiterhin Dieselautos verkaufen, nur nach 2019 keine neuen Motoren mehr entwickeln. Stattdessen soll es bis 2021 neben den Hybriden fünf reine Elektromodelle geben. Bisher hat Volvo aber noch keines. Vielleicht denkt der schwedische Autobauer bei der Entscheidung vor allem an China: Volvo gehört seit 2010 zum chinesischen Konzern Geely, und Peking treibt alternative Antriebe voran.

Zu Hause in Schweden nannte Unternehmensminister Mikael Damberg den Abschied vom Diesel eine "wichtige und strategische Entscheidung" mit Blick auf Umwelt und Ökonomie. Die Transportbehörde hat der Regierung vorgeschlagen, bis zum Jahr 2020 abgestufte Umweltzonen in Städten einzuführen, wobei mancherorts nur noch Elektroautos fahren dürfen. Entschieden ist das allerdings noch nicht.

© SZ vom 04.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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