Schuldenkrise in Europa:Monti sieht Italien als "solides Land"

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Wider den Rettungsschirm-Prognosen: Italiens Regierungschef Monti sieht die Wirtschaft seines Landes auf einem guten Weg. Italien sei disziplinierter als viele andere europäische Länder. Rückendeckung bekommt er von Finanzminister Schäuble.

Die drittgrößte Euro-Volkswirtschaft Italien braucht nach Ansicht von Ministerpräsident Mario Monti keine Hilfen aus dem Euro-Rettungsfonds. Zwar habe das Land eine hohe Staatsverschuldung, sagte Monti dem ARD-Hörfunk in Rom: "Aber es unternimmt die richtigen Dinge, um ein solides Land zu werden."

Der italienische Ministerpräsident Mario Monti verteidigt sein Land. (Foto: AP)

Die tatsächliche wirtschaftliche Situation stehe im Gegensatz zum schlechten Ruf seiner Heimat. "Ich verstehe, dass man Italien durch seine Vergangenheit als lustiges, undiszipliniertes Land begreifen kann", sagt Monti. "Aber momentan ist Italien disziplinierter als viele andere europäische Länder - und es ist auch nicht besonders lustig."

In jedem Fall sei die Haushaltspolitik inzwischen eine andere als früher. "Der Staatshaushalt wird dieses Jahr mit einer nur geringen Neuverschuldung abgeschlossen, mit zwei Prozent." Und im kommenden Jahr werde es einen Überschuss geben. Auch die Verschuldung der privaten Haushalte sei im Vergleich zu anderen Ländern gering.

In Deutschland werde derzeit nicht gesehen, dass Italien im Prinzip doppelt zahle, sagte er: einerseits die Anteile für die Rettung anderer kriselnder Euro-Staaten - andererseits aber auch höchste Zinsen für Staatsanleihen. "Grund dafür ist die angespannte Lage auf den Finanzmärkten", so Monti.

Die setzt Italien in der Tat immer stärker unter Druck: Selbst kurzfristig Geld zu leihen, ist derzeit für das Land sehr kostspielig. Bei einer Auktion von Geldmarktpapieren mit einer Laufzeit von zwölf Monaten verlangten Investoren am Mittwoch Zinsen in Höhe von mehr als 3,97 Prozent, wie aus Angaben der italienischen Schuldenagentur in Rom hervorgeht. Bei der letzten vergleichbaren Versteigerung Mitte Mai waren es noch 2,34 Prozent gewesen. Italiens zehnjährige Bonds rentierten mit fast 6,32 Prozent sogar so hoch wie seit Ende Januar nicht mehr.

"Das Land verändert sich"

Mittlerweile hat Italien nach Einschätzung vieler Experten Spanien als größte Problemzone in der Eurogruppe abgelöst. Die Entwicklung in der drittgrößten Euro-Volkswirtschaft sei entscheidend für die Bewältigung der Schuldenkrise.

Spätestens nachdem Österreichs Finanzministerin Maria Fekter ein Hilfsprogramm für Rom am Montagabend nicht ausschließen wollte, sorgen sich europäische Regierungschefs um das Land, das nach einhelliger Expertenmeinung zu groß für den Rettungsschirm wäre. Monti kritisierte Fekter für diese Äußerung und bekräftigte: "Italien ist ein Land, das ohne viel Lärm Verständnis für den notwendigen Wandel beweist. Das Land verändert sich."

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble indes hat Monti den Rücken gestärkt. Schäuble sagte der italienischen Zeitung La Stampa, Italien müsse zwar die von Monti angeschobenen Reformen umsetzen, um nicht das nächste Land zu werden, dass von der Euro-Schuldenkrise angesteckt werde. Wenn das Land aber Montis Kurs folge, "wird es keine Risiken geben". Auch Spanien sei auf dem richtigen Weg, sagte Schäuble. Das Land habe zwar Probleme mit seinem Bankensektor. Er sei sich aber sicher, dass Spanien diese Probleme löse.

Auch der Chefvolkswirt der Industrieländerorganisation OECD sieht Italien zu Unrecht im Fokus der Finanzmärkte: "Es gibt keine Veränderung der Fundamentaldaten des Landes, die eine Attacke auf Italien rechtfertigen könnten", sagte Pier Carlo Padoan der Zeitung Il Messagero. Zugleich lobte der Italiener die Sparanstrengungen seines Heimatlandes. Italien gehöre zu den OECD-Staaten, die sich dem Ziel einer Stabilisierung der Schulden am stärksten angenähert hätten.

© dpa/Reuters/beitz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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