Schaeffler und Continental:Einstieg auf der Zielgeraden

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Schaeffler forciert die Übernahme des drei Mal so großen Dax-Konzerns Continental - die Aktie profitiert und hebt ab.

Nachdem die fränkische Schaeffler Gruppe von der EU-Kommission die Freigabe für die formelle Anmeldung der geplanten Continental-Übernahme erhalten hat, strebt das Unternehmen eine rasche Übernahme des Autozulieferers aus Hannover an.

Wochenlang hatte der Mittelständler Schaeffler um Continental gebuhlt - und schließlich auch gewonnen. (Foto: Foto: ddp)

Die nötigen Dokumente zur Prüfung des Fusionsvorhabens sollten noch am Freitag eingereicht werden, teilte das Unternehmen in Herzogenaurach mit. "Wir werden unsere Strategie wie geplant umsetzen und die Übernahme nach der Freigabe durch die EU-Kommission vollziehen", sagte Jürgen M. Geißinger, Chef der Schaeffler-Geschäftsleitung.

Kurz danach zog der Conti-Kurs zeitweise um mehr als 50 Prozent an. Am Mittag notierte das Papier bei rund 37 Euro noch 26 Prozent im Plus.

Nachdem der förmliche Antrag seit langem am Markt erwartet wurde, will Schaefffler nun offenbar keine Zeit mehr verlieren. Eine Zusammenführung der "Stärken beider Unternehmen wäre es angesichts der aktuellen Krise in der Automobilindustrie ein Wettbewerbsvorteil", so Geißinger: "Wir werden der Automobilindustrie für jeden Markt und für jede Anwendung passende Lösungen bieten ­von der Einzelkomponente bis zur Systemlösung."

Nach der Anmeldung hat die EU-Kommission in einer ersten Prüffrist 25 Werktage Zeit, um zu entscheiden, ob der Zusammenschluss genehmigt oder ob ein ausführliches Prüfungsverfahren wird. Schaeffler zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass eine Genehmigung bereits innerhalb der ersten Phase gelingen könne.

Analysten bleiben skeptisch

Die Übernahme des Autozulieferers aus Hannover wäre das Ende einer wochenlangen Übernahmeschlacht. Zuletzt hatte es wegen der Kapitalmarktkrise und den damit erschwerten Finanzierungsbedingungen immer wieder Zweifel gegeben, ob Schaeffler die Übernahme mit des wesentlich größeren Dax-Unternehmen überhaupt stemmen kann.

Viele Analysten sind jedoch nach wie vor skeptisch, ob der Zusammenschluss wirklich zustande kommt. "Schaeffler dürfte durchaus ein Interesse haben, noch aus dem Geschäft raus zu kommen", sagte ein Analyst. "Immerhin macht es einen riesigen Unterschied, für die angedienten Aktien 75 Euro zu zahlen, oder am Markt nur rund die Hälfte."

Auch ein anderer Marktteilnehmer hat noch viele offene Fragen: "Schaeffler verhält sich sehr undurchsichtig. Es stellt sich zum Beispiel die Frage, warum Schaeffler zu weit niedrigeren Kursen nur minimale Stückzahlen eingereichter Aktien gekauft hat." Inzwischen werde am Markt sogar spekuliert, dass Porsche der Schaeffler-Gruppe finanziell zur Seite stehen und die Fusion stützen könnte. Dies dementierte der Autobauer allerdings: "Da ist nichts dran."

Schaeffler hatte den Continental-Aktionären ein freiwilliges Übernahmeangebot von 75 Euro je Aktie gemacht, darf den Vereinbarungen mit Continental zufolge aber maximal 49,99 Prozent der Anteile übernehmen.

Ein Ausstieg dürfte den Experten zufolge jedoch ohnehin schwierig werden und möglicherweise sogar zu hohen Schadensersatzforderungen führen.

© sueddeutsche.de/dpa/ld/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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