Saudi-Arabien:Der König mischt mit

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Saudi-Arabien ist der weltgrößte Öl-Exporteur. Im Bild der saudische Öltanker „Amjad“ im Persischen Golf. (Foto: Karom Sahib/AFP)

Saudi-Arabien ist der weltgrößte Öl-Exporteur und ein wichtiges Mitglied im Ölkartell Opec. Dass nun erstmals ein führendes Mitglied des Königshauses die Verantwortung für die wichtige Ölpolitik des Landes übernimmt, hat Signalwirkung.

Von Dunja Ramadan , München

Große Neuigkeiten zu verkünden, damit ist das saudische Königshaus derzeit ganz groß. Aber mindestens genauso groß ist es darin, diese immer wieder nach hinten zu verschieben. Zum Beispiel beim Börsengang des weltgrößten saudischen Ölkonzern Aramco. Im Jahr 2016 hatte der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman die Börsenpläne vorgestellt: Fünf Prozent des Konzerns sollten an die Börse gehen bei einer Gesamtbewertung von zwei Billionen Dollar. Analysten schätzten den Wert von Aramco allerdings eher auf 1,2 Billionen Dollar. Der Börsengang sollte eigentlich ein Herzstück der Vision 2030 sein, der wirtschaftlichen Neustrukturierung des Landes. Doch er wurde seitdem immer wieder verschoben.

Nun musste der saudische Energieminister Khalid al-Falih nach drei Jahren gehen. Erst vergangene Woche musste er seine Stelle als Aufsichtsratschef von Aramco räumen. Prinz Abdulaziz bin Salman wurde am vergangenen Sonntag durch ein königliches Dekret überraschend als neuer Energieminister benannt. Erstmals übernimmt damit ein Mitglied des Königshauses die Verantwortung für die wichtige Ölpolitik des Landes. Abdulaziz ist der Sohn von König Salman und der ältere Halbbruder des Kronprinzen. Der 59-Jährige arbeitete jahrelang als Spitzenbeamter im Energieministerium, 1995 wurde er zum stellvertretenden Ölminister ernannt. Prinz Abdulaziz sorgte federführend dafür, dass die Gespräche zwischen Riad und Kuwait über eine gesteigerte Ölförderung in der Neutralen Zone kürzlich wieder in Gang kamen. Die Länder hatten vor mehr als vier Jahren die Produktion der gemeinsam betriebenen Ölfelder Khafji und al-Wafra gestoppt.

Obwohl sein Vorgänger Khalid al-Falih als erfahrener Akteur gilt, konnte er die Erwartungen in Riad offenbar nicht erfüllen.

Das Königreich braucht für einen ausgeglichenen Staatshaushalt laut einer Berechnung des Internationalen Währungsfonds einen Ölpreis von etwa 85 US-Dollar. Doch seit Monaten liegt der eher bei 60 US-Dollar. Al-Falih setzte stets auf Marktstabilität und kooperierte im Ölkartell Opec häufig mit dem russischen Energieminister Alexander Novak, mit dem er enge Beziehungen pflegte. Auf der letzten Konferenz in Wien warb al-Falih für eine intensivere Zusammenarbeit mit den Nicht-Opec-Staaten unter Moskaus Führung und konnte dort mit seinen Verhandlungskünsten punkten. Andere Opec-Staaten wie etwa Kuwait fühlten sich da häufig außen vor.

Auch die vermehrten Drohnenangriffe der schiitischen Huthi-Rebellen auf saudische Ölpumpstationen setzten den Minister unter Druck. Prinz Abdulaziz hat einen engen Draht zum König, der seit dem Mord am regimekritischen Publizisten Jamal Khashoggi, für den viele den Kronprinzen mitverantwortlich machen, wieder vermehrt politische Entscheidungen trifft.

Enge Verbindungen zum jüngeren Bruder werden ihm nicht nachgesagt.

Mit dem Personalwechsel will sich das Königshaus auch für den erneuten Börsenanlauf positionieren, der offenbar bevorsteht. Laut einem Insiderbericht könnte die US-Investmentbank JP Morgan als Berater von Aramco infrage kommen. Auch die US-Bank Morgan Stanley sowie die saudische National Commercial Bank sind im Gespräch. Geplant ist offenbar eine Erstnotiz von Aramco Anfang November. Der Konzern soll zunächst an die heimische Börse gehen und 2020 an einen internationalen Handelsplatz.

© SZ vom 10.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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