Samsung:Neues vom Note

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Samsung zeigt den Nachfolger des unseligen Schmorphones. Das Note 8 stellt Samsung vor große Herausforderungen. Mit brennenden Akkus hat das allerdings nichts zu tun.

Von Helmut Martin-Jung, Shara Tibken, München

Sie hätten auch versuchen können, das Desaster mit dem Galaxy Note 7 gar nicht, oder nur am Rande zu erwähnen. Aber Samsung wählte ein anderes Vorgehen, dankte den Nutzern, die trotz brennender Akkus der Firma die Treue gehalten hatten. Bei ihrem neuesten Smartphone, dem am Mittwoch vorgestellten Note 8, steht Samsung aber nicht nur deshalb vor großen Herausforderungen. Die Ingenieure mussten vor allem einen Weg finden, das neue Phablet - ein Kunstwort aus Phone und Tablet - von den erst im Frühjahr vorgestellten Mobiltelefonen der Galaxy-S8-Reihe abzuheben.

Die Note-Reihe war schon immer Samsungs Riesen-Handy, bei dem der Bildschirm fast so groß ist wie bei einem Tablet. Als das erste Gerät dieser Art 2011 auf den Markt kam, erschien einem das 13,5-Zentimeter-Display geradezu monströs - eine bis dato unübliche Größe, die Skepsis auslöste. Mittlerweile sind solche Größen aber normal. Apples iPhone 7 etwa hat einen Zwölf-Zentimeter-Bildschirm, der des iPhone 7 plus einen mit 14 Zentimetern. Der Bildschirm des neuen Note 8 kommt nun sogar mit einer Diagonale von 16 Zentimetern, nur minimal größer als der von Samsungs Galaxy S8 plus (15,7 Zentimeter).

Wie aber will Samsung die Kunden davon überzeugen, dass das neue Handy bedeutend genug ist, um es einem S8 oder S8 plus vorzuziehen? Womöglich liefert ja der wie immer integrierte Stift - mit neuen Möglichkeiten zur Nutzung - diesen Mehrwert. Er war schon immer ein Merkmal, das die Note-Reihe von anderen unterschied. Klar ist aber, auf die Größe kommt es nicht mehr an. "Was bringt dieses Note, das die Leute umhaut und ganz anders ist als ein Galaxy S? Ich weiß nicht, was das sein soll", fragt sich auch Carolina Milanesi, Analystin der US-Beratungsfirma Creative Strategies.

Als das erste Note auf den Markt kam, wurde es verspottet und als Nischenprodukt bezeichnet. Doch nach und nach fanden sich mehr und mehr Käufer. Samsung nutzte den im Vergleich zur Konkurrenz größeren Bildschirm, um sich von anderen Herstellern aus dem Android-Lager und von Apple abzusetzen - bis dann schließlich auch alle anderen mit größeren Smartphones nachzogen. Als Apple 2014 im iPhone 6 und dem iPhone 6 plus größere Bildschirme präsentierte, fiel wenig überraschend Samsungs Marktanteil.

Da Größe allein nicht mehr das Entscheidende war, begann Samsung bei der Note-Reihe, mit ausgesuchter Hard- und Software zu experimentieren. Das Risiko für Samsung war dabei nicht besonders groß, denn diese Produktreihe ist weit weniger wichtig für das Unternehmen als die Galaxy-S-Smartphones. Strategy Analytics schätzt, dass die Note-Verkäufe nur fünf Prozent des Galaxy-S-Absatzes ausmachen.

Manche dieser exklusiven Ausstattungsdetails schafften es auch in die eher massentaugliche Galaxy-S-Reihe. So war das Galaxy Note Edge das erste Samsung-Handy mit abgerundeter Bildschirm-Kante - heute das Markenzeichen aller hochwertigen Samsung-Smartphones. Das zurückgerufene Note 7 kam mit Features wie einem Iris-Scanner, der sich auch im S 8 wiederfand.

Da Samsung noch immer darauf bedacht ist, die Erinnerung an das Debakel mit dem Note 7 verblassen zu lassen, konnte man erwarten, dass man mit dem Note 8 wohl keine allzu großen Risiken eingehen würde. DJ Koh, der Chef von Samsungs Mobilsparte, hatte zwar ein "besseres, sichereres und sehr innovatives Note 8" versprochen. Coole, aber nicht ausreichend getestete neue Features könnten wohl die Käufer dazu verleiten, das Telefon zu kaufen. Doch ein neuerliches Batterie- oder anderes gravierendes Problem wäre desaströs für Samsung.

"Man darf schon annehmen, dass Samsung in Sachen Qualitätskontrolle alles Menschenmögliche tut, um sicherzugehen, dass die nächste Version der Note-Reihe kein Batterieproblem hat", sagt Avi Greengart, Analyst bei Globaldata.

Den vorab bekannt gewordenen Bildern zufolge kommt das Note 8 mit Samsungs "Infinity Display", das mit sehr schmalen Rändern einen größeren Schirm in einem kleineren Gehäuse unterbringt. Am Fingerabdrucksensor hat Samsung trotz anderer Erwartungen nicht geschraubt. Er sitzt wie bei der S8-Reihe hinten neben der Kamera, was viele Nutzer unpraktisch finden. Wie das iPhone 7 plus erhält das Note jedoch eine zweite Hauptkamera, beide haben eine optische Bildstabilisierung und sollen besonders bei schlechten Lichtverhältnissen bessere Bilder machen. Außerdem ist das Note 8 wasserdicht. Das Note war schon immer Samsungs Luxus-Gerät und wurde im Premium-Segment positioniert. In Europa beträgt die unverbindliche Preisempfehlung stattliche 999 Euro.

© SZ vom 24.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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