S&K-Prozess:Achteinhalb Jahre Haft für S&K-Chefs

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Dem Angeklagten Jonas K., einer der beiden Gründer von S&K, werden im Gerichtssaal die Handschellen abgenommen. (Foto: dpa)
  • Die Gründer des Immobilienunternehmens S&K sind wegen Untreue zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Zwei Mittäter müssen ebenfalls ins Gefängnis.
  • S&K soll etwa 11 000 Anleger um 240 Millionen Euro geprellt haben.
  • Der Betrugsvorwurf konnte vor Gericht nicht aufgearbeitet werden, weil das den ohnehin schon 19 Monate andauernden Prozess um weitere Jahre verlängert hätte.

Die beiden Gründer des Frankfurter Immobilienunternehmens S&K sind wegen Untreue zu Haftstrafen verurteilt worden. Mit je achteinhalb Jahren für Stephan S. und Jonas K. blieb das Landgericht Frankfurt am Mittwoch in dem zuvor mit Staatsanwaltschaft und Verteidigung verabredeten Strafrahmen. Zwei Mittäter wurden ebenfalls nach Absprachen zu sechs und viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Anklage hatte den Vorwurf des schweren und bandenmäßigen Betrugs fallengelassen, nachdem die Angeklagten die ihnen ebenfalls zur Last gelegte Untreue gestanden hatten.

Das Gericht setzte auf Antrag der Staatsanwaltschaft die Angeklagten nach mehr als vier Jahren Untersuchungshaft zunächst auf freien Fuß. S. und K. müssen ihre Reststrafen später antreten. Über eine mögliche Aussetzung der Haft nach der Hälfte oder zwei Dritteln der Zeit entscheidet später ein anderes Gericht.

Viele Anleger fielen auf die Versprechen von S&K herein

Der Prozess stieß von Beginn an auf großes öffentliches Interesse. Die Angeklagten sollen rund um S&K ein Firmengeflecht aufgebaut haben, mit dem rund 11 000 Anleger um 240 Millionen Euro gebracht wurden. Nach der Verhaftung im Februar 2013 tauchte ein Video auf, in dem sich die beiden mit dicken Bündeln aus 500-Euro-Scheinen in der Hand filmten und die Scheine übermütig in die Luft warfen. Außerdem kursierten zahlreiche Fotos von ausschweifenden Partys.

Für Aufmerksamkeit sorgte der Prozess auch, weil er einer der größten Wirtschaftsstrafprozesse war, die in Deutschland je geführt wurden. Die Anklageschrift war mehr als 3000 Seiten lang. Davon mussten in 26 Verhandlungstagen 1780 Seiten verlesen werden. Das war ungewöhnlich, so ausführlich wird eine Anklageschrift selten referiert. Insgesamt dauerte der Prozess mehr als 100 Verhandlungstage über 19 Monate. Der Betrugsvorwurf wurde allerdings vom Gericht nicht aufgeklärt, weil das eine weitere jahrelange Beweisaufnahme bedeutet hätte.

Die Firma S&K hatte von 2008 an Immobilien - vor allem aus Zwangsversteigerungen - gekauft und anschließend teurer weiterverkauft. Damals begann die globale Finanzkrise, Aktienkurse fielen, und Teile der Welt stürzten in eine Rezession. Die Anlagefirma versprach, Immobilien seien "rentabel und sicher". In Selbstporträts bezeichnete sich S&K als Marktführer in der Immobilienbranche und versprach bei einem "konservativen" Geschäftsmodell Renditen von "20 Prozent und über 100 Prozent trotz überschaubar geringem Risiko". Viele Anleger fielen darauf rein, denn tatsächlich zogen die Angeklagten für private Zwecke Geld aus ihren Firmen ab und täuschten ihre Geschäftspartner mit Immobiliengutachten, die die Gebäude viel zu hoch bewerteten.

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