Rüstungsindustrie:Ehe mit Hindernissen

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Araber am Stand von Nexter auf der Wehrtechnikmesse Idex in Abu Dhabi. Das französische Unternehmen will mit Krauss-Maffei Wegmann fusionieren. (Foto: Gabriela Maj/Bloomberg)
  • Die Chefs der beiden Rüstungsfirmen werden gemeinsam die Geschäftsleitung übernehmen.
  • Mit der Fusion ist ein mühsamer Schritt auf dem Wege der Konsolidierung in der Rüstungsindustrie getan.

Von Karl-Heinz Büschemann, Leo Klimm und Thomas Öchsner, München/Paris

Einen endgültigen Namen hat das neue Unternehmen noch nicht, dafür schon einen Sitz in den Amsterdam und eine Doppelspitze. Am Dienstag wurde in den Niederlanden die Fusion der beiden Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann (KMW) aus Deutschland und Nexter aus Frankreich unterzeichnet. Die Chefs der beiden Firmen, Frank Haun von KMW und Stéphane Mayer vom französischen Partner, werden gemeinsam die Geschäftsleitung übernehmen. Damit ist ein mühsamer Schritt getan auf dem Wege der Konsolidierung in der Rüstungsindustrie. Das Gemeinschaftsunternehmen wird etwa 6800 Beschäftigte haben und einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro machen.

Der Unterschrift vom Dienstag war langes Gerangel vorausgegangen. Begonnen hatte alles mit ersten Gesprächen schon 2006. Nicht zuletzt war die Bundesregierung dagegen, das deutsche Familienunternehmen, das für den Kampfpanzer Leopard bekannt ist, und den französischen Konkurrenten, der ein Staatskonzern ist, zusammenzuführen. Berlin fürchtete den Abfluss von Technologie. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte sich für das Zusammengehen von KMW mit dem deutschen Rheinmetall-Konzern ausgesprochen. Beide Unternehmen bauen gemeinsam den Schützenpanzer Puma und das Transportfahrzeug Boxer. Doch mit dem an der Börsen notierten Düsseldorfer Konkurrenten wollten die KMW-Eigentümerfamilien, die ihr Unternehmen wenig transparent führen und nicht einmal verraten, welchen Gewinn es macht, nicht zusammengehen. Sie redeten lieber mit den Franzosen. KMW verspricht sich vom Nexter bessere Exportchancen und zunehmende Geschäfte auf dem französischen Markt.

Bei dem Münchner Konzern geht die Sorge um, nationale europäische Panzerbauer, wie es sie noch in Frankreich, Deutschland und Großbritannien gibt, seien auf die Dauer nicht mehr wettbewerbsfähig. "Die Vielstaaterei führt uns ins Abseits", beklagt der KMW-Chef Haun. "Wir bekommen die Neuentwicklungen nicht mehr bezahlt." Man müsse etwas unternehmen: "Die Fusion ist ein Überlebensmodell." Ein Manager von der Konkurrenz sagte, der Schritt von KMW und Nexter "könne in der Branche die eine oder andere Überlegung zur Nachahmung auslösen". Im Bundeswirtschaftsministerium heißt es, man habe sich seit Anfang September intensiv mit dem Fusionsplan beschäftigt und vor etwa drei Wochen entschieden. Das Gabriel-Ministerium sieht jetzt durch den Schritt "keine Gefährdung der deutschen Sicherheitsinteressen".

Es war ein komplizierter Weg, nicht zuletzt, weil bei grenzüberschreitenden Zusammenschlüssen schnell die Befürchtung entsteht, vom Partner benachteiligt zu werden. Deshalb gibt es eine Doppelbesetzung des Chefpostens. Aufsichtsratsvorsitzender soll der Belgier Christian Jourquin werden, der lange Chef des belgischen Chemiekonzerns Solvay war. Zu den sieben Aufsichtsräten werden aus Deutschland Manfred Bode angehören, der zu den KMW-Eignern gehört, sowie Axel Arendt, der beim Triebwerksbauer Rolls Royce war. Auch wird dem Gremium Utz-Hellmuth Felcht angehören, der langjährige Chemie-Manager ist Aufsichtsratschef der Deutschen Bahn ist.

Die Regierung wechselte noch schnell den Chef aus, das führte zu Verstimmungen

Trotzdem war es kurz vor der Unterzeichnung in Amsterdam noch einmal zu einer Turbulenz gekommen, die Unterschrift war angeblich gefährdet. Es hieß, KMW-Chef Haun sei verstimmt gewesen, weil die Franzosen überraschend den bisherigen Nexter-Chef Philippe Burtin abgelöst und durch Mayer ersetzt hatten, den Haun nicht kannte. KMW erklärte, der Zwist hätte seinen Grund in Verfahrensfragen gehabt. Nach Branchen-Informationen war Mayer am Montag in München, um sich bei Haun vorzustellen.

Der überraschend ausscheidende Nexter-Chef Philippe Burtin, so heißt es in Verhandlungskreisen, habe sich mit den französischen Ministern für Wirtschaft und Verteidigung überworfen. Er hatte Garantien verlangt, dass das Unternehmen auch nach seinem Ausscheiden in fünf Jahren noch eine Doppelführung haben soll.

Bei KMW und Nexter besteht nun die Hoffnung, dass sie gemeinsam einen neuen Panzer bauen können. Es gebe noch keinen Auftrag, heißt es bei KMW. Doch die Bundeswehr habe den Wunsch für ein solches Fahrzeug angemeldet: "Die Zusage dafür wird kommen."

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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