Royal Dutch Shell:Läuft

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(Foto: Boerse)

Europas größter Ölkonzern verdient blendend. Doch seine Produkte belasten das Klima. Die Firma gelobt Besserung und verspricht, den Kohlendioxid-Ausstoß zu verringern. Die Firma investiert auch in Wind- und Sonnenenergie.

Von Björn Finke, London

Beim Ölpreis ging es im vergangenen Jahr 'rauf und runter, doch die Gewinne von Europas größtem Öl- und Gaskonzern Royal Dutch Shell kannten nur eine Richtung: nach oben. Das britisch-niederländische Unternehmen verdiente im Quartal von Oktober bis Dezember 7,3 Milliarden Dollar, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn für das gesamte abgelaufene Jahr lag bei 23,8 Milliarden Dollar, der höchste Betrag seit 2012. Vorstandschef Ben van Beurden sagte am Donnerstag bei der Präsentation der Zahlen in London, dass er trotz des Geldsegens bei Investitionen weiter "Disziplin" walten lassen werde.

In der Branche ist Shell immer der erste Konzern, der Bilanzzahlen vorlegt. An diesem Freitag sind die amerikanischen Rivalen Chevron und Exxon-Mobil, der Weltmarktführer, an der Reihe. Am kommenden Dienstag informiert der britische Anbieter BP über das vergangene Jahr. Dieses verlief turbulent für die Unternehmen. Zunächst stieg der Ölpreis, aber im Herbst fiel die Notierung binnen weniger Wochen von 86 auf 50 Dollar pro Barrel - das sind 159 Liter. Ein Grund dafür war, dass die Internationale Energieagentur IEA und die Opec, das Kartell der Ölförderländer, beide ihre Prognosen für den weltweiten Verbrauch gesenkt hatten. Die Organisationen schätzen, dass das schwächere Wirtschaftswachstum auch den Verbrauch langsamer wachsen lässt.

Shell verkaufte sein Öl 2018 im Durchschnitt für 64 Dollar pro Barrel und damit fast ein Drittel teurer als im Vorjahr. Die hohen Gewinne sind Folge dieses Anstiegs - und davon, dass das Unternehmen genau wie seine Rivalen die Kosten gesenkt hat. Im Sommer 2014 fing der Ölpreis an, rasant zu fallen, 2016 lag er bei unter 30 Dollar. Der Absturz zwang die Öl- und Gasförderer, Ausgaben zu kappen und Investitionen und Jobs zu streichen. Inzwischen liegt die Ölnotierung wieder viel höher, doch trotzdem bleiben viele Konzernchefs vorsichtig bei Investitionen. Das ist die "Disziplin", von der Shell-Manager van Beurden am Donnerstag spricht.

Sein Faible für Disziplin hielt den Niederländer aber nicht davon ab, im Frühjahr 2015, inmitten des Preisverfalls, die größte Übernahme der Firmengeschichte zu verkünden: Shell erwarb den britischen Gasproduzenten BG für 54 Milliarden Dollar. Das trieb die Verschuldung hoch. Diesen Berg an Verbindlichkeiten abzubauen, ist seither eine der wichtigsten Aufgaben van Beurdens. Um hier voranzukommen, versprach der Manager, im Zeitraum von drei Jahren Firmenteile und Ölfelder für 30 Milliarden Dollar zu verkaufen. Dieses Programm schloss Shell 2018 ab.

Shell ist einer der Konzerne weltweit, die am meisten Dividende an Anteilseigner ausschütten. Das Unternehmen mit 80 000 Beschäftigten begann im vergangenen Jahr außerdem damit, Aktien zurückzukaufen. Über drei Jahre will der Konzern eigene Anteilsscheine im Wert von 25 Milliarden Dollar erwerben. Das erhöht den Preis der verbleibenden Aktien. Manche Analysten äußern allerdings die Sorge, der Rückkauf, die hohe Dividende und der Schuldenabbau ließen zu wenig Geld für Investitionen übrig. Öl- und Gaskonzerne müssen ständig neue Felder erschließen, sollen ihre Reserven nicht schrumpfen.

Viel Öl und Gas zu fördern, erfreut die Aktionäre - ist aber schlecht für das Klima. Im Dezember verkündete van Beurden daher, das Unternehmen wolle dazu beitragen, dass weniger des klimaschädlichen Kohlendioxids in die Atmosphäre geblasen wird. Shell wird sich von kommendem Jahr an konkrete Ziele setzen, um wie viel der Kohlendioxid-Ausstoß sinken soll, für den die Firma und ihre Produkte verantwortlich sind. Die Ziele sollen jeweils drei bis fünf Jahre abdecken. Bis 2035 soll der Ausstoß um ein Fünftel fallen. Der Konzern investiert unter anderem in Sonnenkraftwerke, Windparks und Ladestationen für Elektroautos. Außerdem will Shell mehr Gas und weniger Öl fördern, denn Gas ist klimafreundlicher.

© SZ vom 01.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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