Rettungskonzept für Schaeffler:Beschäftigte an die Macht!

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Die Gewerkschaften wollen Schaeffler retten, in dem die Beschäftigten mit großen Befugnissen ausstatten werden. Die Familie Schaeffler hat aber offenbar andere Pläne.

Das Familienunternehmen Schaeffler ist nicht nur für seine Verschwiegenheit bekannt, sondern auch für seine Abneigung gegenüber Gewerkschaften.

Die Gewerkschaften wollen Schaeffler retten - mit Hilfe einer Stiftung. (Foto: Foto: dpa)

Ausgerechnet die wollen nun die Jobs und damit das angeschlagene Unternehmen retten - mit einem Stiftungsmodell.

Der Autozulieferer, der sich mit der Übernahme des Hannoveraner Continental-Konzerns verhoben hat, soll nach dem Willen der IG Metall in eine Aktiengesellschaft mit indirekter Belegschaftsbeteiligung umgewandelt werden.

"Wesentlicher Ankeraktionär"

Die derzeitigen Eigentümer des fränkischen Unternehmens aus Herzogenaurach, die Familie Schaeffler, würden demnach künftig weniger als 25 Prozent an Schaeffler halten. Maximal 50 Prozent sollten den Banken gehören, der Rest über eine Stiftung den Arbeitnehmern und dem Staat.

Die Arbeitnehmer würden mit dieser Regelung wesentliche Kontroll- und Entscheidungsrechte erhalten. Der Bevollmächtigte der IG Metall Schweinfurt, Klaus Ernst, und der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes für Main-Rhön, Frank Firsching, stellten den Entwurf am Mittwoch in Schweinfurt vor. "Frau Schaeffler würde der ein oder andere Pelzmantel schon noch bleiben", sagte Ernst in Anspielung auf einen öffentlichen Auftritt der Konzernchefin vor wenigen Wochen in Kitzbühel.

Die Familie Schaeffler dürfte mit dem Vorschlag der IG Metall nicht einverstanden sein, denn sie will die Macht im Unternehmen behalten. Sie will allerdings erst in einigen Wochen ihr Rettungskonzept für das Unternehmen vorlegen.

"Eine vernünftige, umfassende und langfristige Zukunftslösung braucht Zeit", heißt es in einem Brief an die Belegschaft, der am Mittwoch in Herzogenaurach bekannt wurde.

Ein "Schnellschuss" würde zwar die öffentliche Ungeduld befriedigen, wäre aber "letztlich schädlich", argumentieren Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg.

"Vorrangiges Ziel" sei es, die Schaeffler Gruppe und den eben erst hinzu gekauften Automobilzulieferer Continental vor einer Zerschlagung zu bewahren.

Die Familie sei bereit, einen wesentlichen Beitrag zu einer Lösung beizutragen. Bedingung sei allerdings, dass sie weiterhin "wesentlicher Ankeraktionär" bleiben könne. Damit sollten die Einheit des Unternehmens bewahrt und die Arbeitplätze erhalten werden.

Nur "Überbrückungshilfe" erbeten

Derzeit werde ein Gutachten über die Lage der Unternehmensgruppe erstellt. Dies sei von großer Bedeutung für die Gespräche mit Banken und anschließend mit staatlichen Stellen. Was die erbetenen finanziellen Hilfen des Staates betrifft, betonte die Familie, dass "keine dauerhafte Unterstützung benötigt" werde und es nur um eine "zeitlich befristete Überbrückungshilfe" gehe.

Schaeffler benötigt nach früheren Angaben zusätzliches Eigenkapital in Höhe von fünf bis sechs Milliarden Euro. Die Herzogenauracher müssen monatlich allein Zinszahlungen in Höhe von etwa 70 Millionen Euro aufbringen.

Inzwischen wird darüber spekuliert, ob die Banken, die Schaeffler das Geld für die Continental-Übernahme geliehen haben, dem Unternehmen wieder Luft verschaffen, indem sie ihm die Conti-Anteile abnehmen.

Schaeffler ist seit dem 8. Januar mit 49,9 Prozent Großaktionär des weltweit fünftgrößten Autozulieferers.

© sueddeutsche.de/dpa/ddp-bay/hgn/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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