Schaeffler: Auftritt in Kitzbühel:Pelz und Staatsknete

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Ein Kitzbühel-Auftritt der Unternehmerin Maria-Elisabeth Schaeffler im Pelz kommt in Deutschland gar nicht gut an - weil ihr Konzern wohl Hilfe vom Staat benötigt.

Melanie Ahlemeier

Liebe Frau Schaeffler,

Maria-Elisabeth Schaeffler: Großaktionärin von Conti und gerne Gast in Kitzbühel. (Foto: Foto: AP)

Sie tragen seit vielen Jahren Verantwortung für ein großes deutsches Familienunternehmen in Franken und sind auf die Idee gekommen, den Schritt in die Zukunft mit einem großen Dax-Unternehmen, der Continental AG, zu machen. Alles hatten Sie perfekt geplant! In Hannover zunächst den einstigen Getreuen Hubertus von Grünberg als Conti-Chefkontrolleur aus dem Amt zu hieven und durch Ihren neuen Vertrauten, den Anwalt Hans Rolf Koerfer zu ersetzen. Dann die Geschäfte bei Schaeffler-Conti anzukurbeln, worauf sich sicherlich in Kitzbühel die anstrengende Arbeitswoche besser ausklingen lässt.

Planet Kitzbühel: Nicht ohne Grund haben Sie in dem österreichischen Ort Ihren Zweitwohnsitz, und dass dort am vergangenen Samstag die "Audi Night" zelebriert wurde, mit allen Wichtigen und Semi-Wichtigen der PS-Welt, kam Ihnen wahrscheinlich sehr gelegen. So konnten Sie das Praktische mit dem Nützlichen verbinden.

Typisch für die deutsche Neidgesellschaft

Doch was für eine hässliche Berichterstattung mussten Sie anschließend über sich ergehen lassen! Ist das nicht typisch für die deutsche Neidgesellschaft, die Prominente runtermacht - ein Faktum, worüber sich Ihr ehemaliger Unternehmerkollege Klaus Zumwinkel gerade auch deutlich geäußert hat? Das Münchner Boulevardblatt Abendzeitung zeigte Sie im Pelz mit einem Glas Champagner in den Händen; unter dem Kleid monströse Moonboots. Die Schlagzeile war weniger schön: "Frau Milliardärin braucht Staatsknete."

Weil Sie, pardon, Ihr Unternehmen beim Kauf des mehrfach größeren Dax-Konzerns Conti die eigenen Kräfte überschätzt hat, soll nun der Staat in Form einer Bürgschaft helfen. Im Gespräch sind 1,5 Milliarden Euro. Angeblich laufen seit Tagen schon Geheimverhandlungen mit den Regierungen in Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen, am Donnerstag soll es einen Termin mit Bundeswirtschaftsminister Michael Glos geben. In Finanzkreisen heißt es sogar, Schaeffler benötige weitaus mehr Geld: Von unvorstellbaren vier Miliarden Euro frischem Kapital ist die Rede - was für eine Summe.

Das hätten Sie sich aber auch denken können, dass "Staatsknete" und die kleine Pelz-Show von Kitzbühel in diesem Neuen Deutschland nicht zusammengehen. Sie rufen nach staatlicher Hilfe - und feiern parallel dazu in der Welt der Schönen und der Reichen.

Wahrscheinlich haben Sie einfach nur zu spät erkannt, in welches Fettnäpfchen Sie da mit Ihren großen Schuhen - die Sie eigenen Aussagen zufolge so gerne im Versandhandel bestellen - getreten sind. Wohl nur deshalb haben Sie der Abendzeitung postwendend ein Interview gegeben - um zu retten, was noch zu retten ist.

Rat von Amadeus

"Ich bin keine Schickimicki-Dame, sondern arbeite hart für das Unternehmen", werden Sie zitiert. Bis zu 80 Wochenstunden, sollen Sie gesagt haben, investieren Sie in das Erbe Ihres Mannes. Angesichts eines solchen Pensums wird mancher Manager sicherlich blass vor Neid.

Haben Sie sich den Rat Ihrer Kitzbühel-Nachbarn eingeholt? Der langjährige Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp und auch der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer könnten sicherlich einiges dazu beitragen, wenn Sie Ihr Klagelied über Gott und die Welt, vor allem aber über die deutsche Neidgesellschaft anstimmen.

Vielleicht sollten Sie aber einfach nur Ihren Schoßhund, den kleinen Yorkshire Amadeus, zu Rate ziehen. Von Ihren vier Hunden darf ja bekanntlich nur Amadeus immer mit ins Büro. Tiere als instinktgetriebene Wesen sind oft die besseren Ratgeber, das wissen Sie! Bellt Amadeus eigentlich bei dem Namen " Soffin"? Darauf einen Champagner!

Ihre Melanie Ahlemeier

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