Reisebranche:Thomas Cook und die leeren Flugzeuge

Lesezeit: 2 min

Zu gern möchte der Reiseveranstalter Thomas Cook zukaufen: Zum Beispiel, um die konzerneigenen Flugzeuge besser auszulasten.

Michael Kuntz

Thomas Cook will in Deutschland einen Konkurrenten übernehmen. Der nach TUI zweitgrößte europäische Reiseveranstalter will ein Unternehmen kaufen, das andere Ziele anbietet und bisher nicht mit der Fluggesellschaft Condor zusammenarbeitet. Auf diese Weise will Thomas Cook seine konzerneigene Airline besser auslasten. Für die Übernahme würde das in London börsennotierte frühere Tochterunternehmen des Pleitekonzerns Arcandor mehrere hundert Millionen Euro investieren, kündigte Thomas-Cook-Chef Manny Fontenla-Novoa am Donnerstag in Frankfurt an.

Für die Übernahme würde Thomas Cook mehrere hundert Millionen Euro investieren. (Foto: ag.ap)

Kein Zerwürfnis

Zuletzt hatte er mit Vural Öger verhandelt. Die Gespräche scheiterten angeblich daran, dass es sich der deutsch-türkische Reiseunternehmer kurzfristig anders überlegt habe und seine Firma Ögertours doch nicht mehr verkaufen wollte. Cook soll zudem nur über das touristische Türkei-Geschäft verhandelt haben.

Öger bringt jährlich fast eine halbe Million Touristen in die Türkei. Am anderen Firmenteil war Cook dem Vernehmen nach nicht interessiert. Dabei handelt es sich um den sogenannten ethnischen Verkehr, also Flüge für türkischstämmige, in Deutschland lebende Menschen in ihr Heimatland.

Die Gespräche mit Öger hätten nicht mit einem Zerwürfnis geendet, betonte Fontenla-Novoa. So sei Öger weiterhin wichtiger Kunde der Cook-Airline Condor. Thomas Cook will aber nicht nur in Deutschland wachsen. In Russland ist Finanzkreisen zufolge die Übernahme der Reiseagentur Intourist geplant. Fontenla-Novoa mochte dies nicht bestätigen, kündigte aber eine für Thomas Cook wichtige Mitteilung zum russischen Markt für die kommenden Wochen an. Der Konkurrent TUI hatte im Frühjahr seinen Markennamen in Russland eingeführt. Der russische Markt ist für Reiseveranstalter zunehmend interessant.

Ägypten und Türkei statt Südeuropa

Bereits heute reisen mehr Russen als Deutsche nach Ägypten und in die Türkei, die beiden Länder, die in Krisenzeiten als preiswerte Ziele mit günstigen All-Inklusive-Angeboten besonders gefragt sind. Ägypten und die Türkei ziehen derzeit Touristenströme an, die lange nach Spanien, Italien und Griechenland gingen. Im Wettstreit der Mittelmeer-Anrainer um Urlauber sind daher neuerdings auch die Hoteliers in Spanien und Italien verstärkt an den neuen Reisenden aus Russland interessiert.

Zu den Buchungen für Griechenland sagte Fontenla-Novoa, nach einem deutlichen Einbruch aufgrund der Demonstrationen gegen das Sparpaket in Athen habe sich die Situation inzwischen wieder etwas entspannt, zumal die Urlauber auf den Ferieninseln von den politischen Unruhen in der Hauptstadt weiterhin nichts mitbekommen würden. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies: Es gibt keine Rückgänge von 35 Prozent mehr, sie haben sich bei gut zehn Prozent eingependelt. Ein Grund dafür seien die Preisnachlässe sowohl von Hoteliers als auch von Fluggesellschaften, sagte der Manager.

© SZ vom 18.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: