Reden wir über Geld:"Unsere Wohnung war mir peinlich"

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Bekannt wurde sie mit Facebook-Einträgen: Stefanie Sargnagel. (Foto: dpa)

Stefanie Sargnagel brach die Schule ab und arbeitete für 700 Euro pro Monat im Callcenter. Heute ist sie eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Österreichs.

Von Elisabeth Gamperl und Jan Schmidbauer

Stefanie Sargnagel, mit bürgerlichem Namen Sprengnagel, wurde mit Facebook-Einträgen zu einer der bekanntesten Schriftstellerinnen Österreichs. Aus ihren Einträgen sind mittlerweile mehrere Bücher entstanden. Die Wienerin schreibt bissige, manchmal provokante Texte. Damit macht sie sich auch Feinde: Einen per Stipendium finanzierten Reisebericht bezeichnete ein Autor des Boulevardblatts Kronen Zeitung kürzlich als "Saufen und kiffen auf Kosten der Steuerzahler".

Es folgte nicht nur eine Debatte über ihre Texte. Sargnagel wurde auch zum Opfer von rechten Hasskommentaren, erhielt sogar Morddrohungen. Bislang gibt sie sich unbeeindruckt. Aber warum reagieren manche Menschen überhaupt in so extremer Weise auf ihre Texte? "Ich spreche das aus, was reaktionären Männern missfällt", sagt die 31-Jährige. "Diese Typen sind antidemokratisch und autoritär veranlagt. Sie wollen treffsichere Humoristinnen wie mich loswerden."

Im Gespräch mit der SZ, in dessen Verlauf sie etwa zehn Zigaretten raucht, erzählt Sargnagel über ihr Verhältnis zum Geld. Verhandeln falle ihr schwer, "vielleicht auch ein weibliches Problem", sagt sie. Für ihre Lesungen bekomme sie mittlerweile etwa 500 Euro. So richtig zufrieden ist sie damit allerdings nicht: "Früher dachte ich: 500 Euro, das ist ein Vermögen, Oida. Aber ich müsste schon mehr kriegen. Ich hab ja mittlerweile auch einen gewissen Fame."

Über ihren Erfolg wundert sie sich selbst

Vor dem großen Hype hat Stefanie Sargnagel in einem Wiener Callcenter gearbeitet, für 700 Euro im Monat. Mehr brauchte sie nicht, sagt Sargnagel: "Ich hab mein Bier oder meine Weinflasche im Supermarkt gekauft und mitgenommen. Dann gibst du nur zwei Euro aus und nicht 20 Euro."

Mit ihrer Art ist Stefanie Sargnagel inzwischen so etwas wie das Vorzeigearbeiterkind der Feuilletonisten geworden. Sie komme zwar nicht aus einem klassischen Arbeiterhaushalt, sagt sie. Trotzdem habe sie immer einen Unterschied gespürt zwischen sich und den bürgerlichen Kindern. "Unsere Wohnung war mir peinlich. Weil ich kein eigenes Zimmer hatte." Über ihren Erfolg wundert sie sich bis heute: "Ich hätte nie gedacht", sagt Sargnagel, "dass mir alle mal Geld geben wollen für das, was ich mache."

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