Als Werner Gatzer sich entschloss, nach Berlin zu ziehen, war Helmut Kohl noch Bundeskanzler. Es war ein Jahr vor Gerhard Schröders Machtübernahme und niemand hätte sich vorstellen können, dass aus dem Neuen im Bundesfinanzministerium der mächtigste Beamte der Bundesrepublik werden könnte. Wer heute Schwarze Null sagt, oder Obergrenze, der redet von Gatzer. Gatzer ist der Mann für den deutschen Bundeshaushalt. Der Erfolg seines Ministers ist auch sein Erfolg.
Der Rheinländer hält im Preußischen das Geld zusammen. Jedem Bundesministerium in Berlin hat er eine Obergrenze beim Budget verordnet. Lange war sein Lieblingswort "Nein", inzwischen kann sich Gatzer "den Luxus" erlauben, manchen Ministern sogar mehr Geld zuteilen zu können, als sie gefordert haben. Gefürchtet ist er dennoch, weil er trotz des Geldsegens jede Ausgabe prüft. Die anderen Ressorts hielten alles für sinnvoll, was sie machen, sagt er. "Wir haben manchmal Zweifel". Beispielsweise an der Wohnungsbauprämie von 44 Euro im Jahr. 250 Millionen Euro kostet sie den Bundeshaushalt, aber er glaubt nicht, "dass jemand wirklich wegen 44 Euro jährlich die Entscheidung trifft, ein Haus zu bauen".
Schon als Jugendlicher habe er sein Taschengeld lieber in Platten gesteckt
Seine sachlich-pragmatische Art, gepaart mit rheinischem Frohsinn, hat den Mann für den Bundeshaushalt unersetzbar gemacht. Selbst Sozialdemokrat, hat er über die Jahre sozialdemokratische wie christdemokratische Finanzminister kommen und gehen sehen, von denen keiner auf ihn, der den Bundeshaushalt besser kennt als seine Brieftasche, verzichten wollte.
Sein Vater war Elektroingenieur, die Mutter Hausfrau. Schon gar nicht hätte sich Gatzer selbst diese Karriere vorstellen. Er war einst Jurist geworden und gedachte, ein Leben als Richter in der rheinischen Heimat zu leben. Über sich selbst sagt er, dass es ihm, ausgerechnet ihm, mehr Spaß macht, Geld auszugeben als einzunehmen. Er zerbreche sich "nicht tagtäglich den Kopf, wo ich mein Geld am besten anlegen und vermehren kann", sagt er. Schon als Jugendlicher habe er sein Taschengeld lieber in Platten als in die Spardose gesteckt. Der größte vorstellbare Luxus? Eine eigene Berghütte in den Alpen.