Ratingagentur:Standard & Poor's stuft Griechenland als "teilweise zahlungsunfähig" ein

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Die größte Ratingagentur reagiert negativ auf den Deal zum Schuldenerlass: Standard & Poor's stuft Griechenland von der ohnehin schon schlechten Note "CC" auf das Niveau eines teilweisen Zahlungsausfalls herab. Die Regierung in Athen bemüht sich sofort um Schadensbegrenzung: Der Bankensektor sei nicht gefährdet, Zentralbank und Euro-Rettungsfonds hätten vorgesorgt.

Neuer Schlag für die Rettungsbemühungen um Griechenland: Die Ratingagentur Standard & Poor's reagierte auf den ausgehandelten Schuldenschnitt mit einer erneuten Abstufung der Kreditwürdigkeit und senkte jetzt die schon mangelhafte Note "CC" auf ein "selective default", also einen teilweisen Zahlungsausfall.

S&P hatte den Schritt bereits angedroht. Grund ist, dass Griechenland die Anleger notfalls per Gesetz zwingen will, beim Schuldenschnitt mitzumachen. Das funktioniert über nachträglich eingefügte Umschuldungsklauseln, sogenannte Collective Action Clauses (CAC). Diesen Schritt sieht S&P kritisch.

Die Konkurrenzagentur Fitch hatte sich bereits ähnlich geäußert und die Bonität Griechenlands in der vergangenen Woche auf "C" und damit die niedrigste Note vor einem Zahlungsausfall herabgestuft.

Ein Zahlungsausfall ist deshalb problematisch, weil damit Kreditausfallversicherungen fällig werden könnten. Diese sogenannten Credit Default Swaps (CDS) waren einer der Gründe, warum die Finanzkrise des Jahres 2008 so dramatische Ausmaße angenommen hatte. Damals war es zu einer Kettenreaktion im Finanzsystem gekommen.

Erst am Montag hatte der Deutsche Bundestag dem 130 Milliarden Euro schweren neuen Hilfspaket für Griechenland zugestimmt. Einer der Kernpunkte ist, dass die Gläubiger aus der Privatwirtschaft freiwillig auf Teile ihrer Forderungen verzichten und bestehende Anleihen in neue, länger laufende und niedriger verzinste Papiere umtauschen. Mit dem Anleihentausch, der bis Mitte März beendet sein soll, will die Regierung in Athen 107 der 350 Milliarden Euro ihrer Schulden loswerden.

Experten hatten ausgerechnet, dass Verluste vom ursprünglichen Wert der Anleihen von mehr als 70 Prozent drohen. S&P stufte die in den Schuldenschnitt einbezogenen Staatsanleihen sogar auf "D" ab, was Zahlungsausfall bedeutet.

Wenn genügend Anleihebesitzer ihre Wertpapiere wie vorgeschlagen umtauschen, kann sich die Kreditsituation für Griechenland jedoch schnell wieder entspannen, wie S&P erklärte. In diesem Fall sei es gut möglich, dass der "teilweise Zahlungsausfall" als abgewendet angesehen werde und die Ratingnote auf ein "CCC" steige, hieß es. Auch das Athener Finanzministerium wies auf den Umstand hin.

Die Geldgeber Griechenlands zeigen sich unbeeindruckt. Die neue Abwertung war nach Angaben des Präsidenten der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, eingeplant und kam "wie erwartet". "Diese oder mögliche ähnliche Entscheidungen von Ratingagenturen waren rechtzeitig vorweggenommen und wurden in die Planung zur Privatgläubigerbeteiligung einkalkuliert", sagte Juncker.

Auch die griechische Regierung reagierte demonstrativ gelassen. Sie bemühte sich um Schadensbegrenzung: Die Herabstufung habe keinen Einfluss auf den Bankensektor des Landes, versicherte das Finanzministerium in Athen noch in der Nacht. Die Zentralbank und der Euro-Rettungsfonds EFSF hätten vorgesorgt. Das Ministerium wies darauf hin, dass die Bonität wieder aufgewertet werde, sobald der Schuldenschnitt gesichert sei.

© dpa/AFP/Reuters/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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