Rätsel um schwedischen Möbel-Patriarchen Kamprad:Das geheime Vermögen des Ikea-Gründers

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Ikea ist eines der größten Familienunternehmen der Welt und auch eines der rätselhaftesten - nicht nur aufgrund der berüchtigten Montageanleitungen: Die Finanzstruktur des schwedischen Konzerns ist völlig unklar. Wie viel Geld hat das Möbelhaus wirklich angehäuft? Und welchen Anteil davon erhält Gründer Kamprad? Es ist wohl eine gigantische Summe.

Niemand weiß genau, wie groß das Vermögen von Ikea-Gründer Ingvar Kamprad ist. Als Familienunternehmen, das nicht an der Börse notiert ist, muss der schwedische Möbelgigant keine Bilanzen vorlegen. Die Strukturen des Konzerns sind sehr undurchsichtig - die Öffentlichkeit muss sich mit den wenigen Zahlen zufriedengeben, die das Unternehmen herausrückt. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat sich durch die komplizierte Struktur gekämpft und hat so versucht, das Vermögen von Kamprad zu beziffern. Das Ergebnis: Der 85-Jährige verfügt angeblich über mehr als 40 Milliarden Dollar. Damit wäre er der reichste Mann Europas und unter den fünf wohlhabendsten weltweit.

Wie reich ist Ikea-Gründer Ingvar Kamprad? Archivbild von 2006. (Foto: REUTERS)

Die Berechnung von Kamprads Vermögen basiert auf den Geschäftszahlen für das Jahr 2011. Diese wurden mit denen anderer großer Möbelunternehmen weltweit verglichen, um letztendlich wieder Rückschlüsse auf den Vermögenswert von Ikea ziehen zu können. Das Problem nur: Es ist völlig intransparent, welcher Anteil der Unternehmensgewinne auch wirklich in die Tasche von Kamprad wandert. Der Schwede, der seit langem in der Schweiz lebt, wollte sich zu den Ergebnissen der Bewertung nicht äußern, ließ aber durch seine Vertreter ausrichten, dass er gar nicht der Eigentümer der Firma sei, weil er seine Anteile schon in den 1980er Jahren veräußert hätte.

"Ingvar Kamprad ist nicht an Geld interessiert", erklärte ein Sprecher der Stichting INGKA Foundation, die über die niederländische INGKA Holding BV fast alle Anteile an den Ikea-Geschäften hält. Das zeige auch die Art, wie Kamprad die Besitzverhältnisse bei Ikea regelt. 1943 hatte Kamprad das Möbelhaus gegründet, knapp 40 Jahre später übertrug er seine Anteile an die Stiftung.

Dennoch zieht der Patriarch auch heute noch die Fäden im Unternehmen. Alter und Gesundheitszustand von Kamprad befeuern jedoch immer wieder Gerüchte über eine mögliche Nachfolge für ihn. Er selbst hält sich für kerngesund - und will von derlei Spekulationen nichts wissen.

Gute Zahlen - schlechte Publicity

Die Entwicklung des Konzerns ist weiterhin positiv: Für das Jahr 2011 verbuchte Ikea einen Gewinn von fast drei Milliarden Euro, das ist eine Steigerung um zehn Prozent zum Vorjahr. Der Umsatz legte um sieben Prozent auf knapp 25 Milliarden Euro zu.

Skandalfrei ist das Unternehmen aber keinesfalls: Schon länger muss sich der Konzern gegen den Vorwurf der Steuerhinterziehung wehren. Die komplizierte Holdingsstruktur fördere dies. Zwar bestreitet das Unternehmen die Vorwürfe, aber die mangelnde Transparenz lässt eine Überprüfung der Anschuldigungen kaum zu.

Aktuell steht das Möbelhaus außerdem in Frankreich im Verdacht, Kunden und Mitarbeiter systematisch bespitzelt zu haben. Die zuständige Abteilung für Sicherheit soll dem investigaven Blatt Le Canard enchaîné zufolge ein Abkommen mit einer Sicherheitsfirma geschlossen haben, um an Informationen zu kommen, die eigentlich nur der Polizei zustehen. Die Firma soll Ikea dann mit Daten aus der Polizeikartei, der Kfz-Zulassungsstelle und dem Führerscheinregister versorgt haben, berichtet die Zeitung. Ikea versprach, die Vorwürfe zu prüfen und die Justiz bei den Ermittlungen zu unterstützen.

Linktipp: Mit dem Kamprad-Milliarden-Coup wirbt die Agentur Bloomberg für ihren neuen Index der reichsten Menschen der Welt. Bislang war die Liste des US-Magazins Forbes der Standard für das Reichen-Ranking - sie wird jedoch nur einmal im Jahr auf den neusten Stand gebracht.

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