Radioempfang:Der lange Abschied vom Dampfradio

Lesezeit: 2 min

Analoges Radio ist zählebig, in den Kabelnetzen ist aber nun bald endgültig Schluss damit. (Foto: xagcuestax/IMAGO/Pond5 Images)

Schluss, aus: In wenigen Tagen wird auch in den letzten drei Bundesländern der analoge Radioempfang über Kabel abgeschaltet. Über Antenne aber wird noch lange analog gesendet.

Von Helmut Martin-Jung

So ging das: ein Ende des Kabels in die Antennensteckdose stecken und das andere Ende an die Antennenbuchse am Radiogerät. Mehr war nicht nötig, um über die Hi-Fi-Anlage Dutzende von Sendern zu empfangen. Doch für die meisten Bundesbürger ist das schon seit Jahren vorbei, und in den nächsten Tagen schaltet der Kabelnetzbetreiber Vodafone auch in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg die Übertragung des analogen Radiosignals ab. Dann ist es in Deutschland endgültig aus mit analogem Radio übers Kabelnetz.

Der Schritt ist nötig, weil die analoge Übertragung übers Kabel zu viel Platz braucht. Die Radiosignale werden nun platzsparend digital übertragen - als Strom von Zahlenwerten, die mit einem Chip wieder in elektroakustische Signale für die Lautsprecher umgewandelt werden. Dadurch steigt auch die Klangqualität. Und Kunden, die das Internet über Kabel nutzen, können durch die Abschaltung Daten schneller hochladen - wichtig etwa bei Videokonferenzen im Home-Office.

Immer mehr Menschen werden von Digitalsendern erreicht

Viele Radiohörer haben das schon erfahren, nicht nur die mit einem Kabelanschluss. Denn auch bei der Verbreitung über Sendemasten, im Expertenjargon terrestrisch genannt, gewinnt die digitale Übertragung mehr und mehr an Boden. 86 Prozent der Menschen in Deutschland könnten Digitalradio bereits über eine kleine Zimmerantenne empfangen, 96 Prozent wären es, wenn sie über eine Außenantenne verfügten. Im ersten Halbjahr 2023 wurden erstmals mehr Digitalradios als analoge Geräte verkauft. Etwa jedes vierte der rund 152 Millionen Radios in deutschen Haushalten empfängt bereits digital.

Die Politik hilft dabei mit: Bereits seit Ende 2020 müssen Radiogeräte, die Sendernamen anzeigen können, einen digitalen Empfänger mit dem Standard DAB+ haben, das gilt auch für Autoradios. Allerdings: Alle Digitalradios beherrschen auch den analogen Empfang über UKW.

Die Ultrakurzwelle, eine Technik aus den 1950er-Jahren, ist zwar inzwischen technisch überholt, ineffektiv und damit teuer, erweist sich aber als sehr zählebig. Das belastet zum einen die öffentlich-rechtlichen Sender, die viel Geld für die Ausstrahlung mit der veralteten Technik ausgeben müssen. Es behindert aber auch kleinere Digitalsender, die sich keine UKW-Ausstrahlung leisten können. Solange viele Hörer noch analogen Empfang über UKW nutzen, haben sie nur geringe Chancen, ein größeres Publikum zu erreichen.

Die Funkanalyse etwa der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien gibt ihnen recht: UKW-Nutzer hören im Schnitt nur wenige unterschiedliche Sender, Digitalradio-Nutzer dagegen verteilen ihre Gunst auf ein Vielfaches mehr an Radiosendern. Doch einen endgültigen Termin für die Abschaltung von UKW gibt es noch gar nicht. Dabei war etwa in Bayern eigentlich anvisiert worden, dass bald Schluss mit UKW sein sollte.

Und was machen nun die Kabelnutzer, die mit ihrer Stereoanlage weiter Radio hören wollen? Sie brauchen entweder ein digitales Radiogerät, das sich an die Anlage anschließen lässt, oder aber eine Empfangsbox für etwa 30 bis 50 Euro.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusArbeitswelt
:Stirbt das Home-Office in diesem Jahr schon wieder aus?

Keine Fahrtzeit und zwischendurch schnell die Wäsche machen: Viele können sich ihr Leben ohne Home-Office gar nicht mehr vorstellen. Doch jetzt zwingen viele Firmen ihre Leute zurück ins Büro - oder setzen auf sanften Druck.

Von Christina Kunkel, Kathrin Werner und Paulina Würminghausen

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: